Die realistische Gestaltung dieser Maske ist charakteristisch für die Vili und ihre Nachbarn im Gebiet des unteren Kongo. Sie wird allerdings durch expressive Züge durchbrochen – gerundete, „offene“ Augen und aufgerissener Mund –, denen die schwarz-rot-weiße Bemalung nicht nur visuelle, sondern auch in symbolisch-materielle Kraft verleiht. Vereint werden die „schwarze“ Erde – die Welt der Lebenden – mit dem weißen Licht der Welt der Toten und des Jenseits, zwischen denen sich der „rote“ Lebensbereich von Blut, Gefahr und Transformation befindet. Die Maske besaß die Fähigkeit, von dieser in die andere Welt zu blicken – deshalb die weiß umrandeten Augen, aus denen wie Tränen der Ekstase die „weißen Linien der Vision“ (MacGaffey) entspringen. Die rote Zunge im weißen Mund versinnbildlicht die Sakralität, aber auch die Gefahr des gesprochenen Wortes. Masken dieser Art gehörten zur Ausstattung eines Ritualexperten (nganga), der sie während der Divinations- und Heilrituale trug. Durch das Tragen der Maske nahm der nganga die äußere Erscheinung einer Kraftfigur an. Wie diese besaßen Masken die Eigenschaft, einen Geist zu vergegenwärtigen. / P.I.
Angaben zur Herkunft:
Jul. Mattenklodt, Sammler
19. Jahrhundert
Datierung engl.: 19th century
Kongo (Brazzaville) (Land)
Kongo (unterer) (Fluss/Gebiet)
Vili (Bawili) (Ethnie)
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