Der Hals des bauchigen Gefäßes geht in einen weiblichen Kopf über. In etwas überzeichneter, manierierter Form gibt dieser die elegant lang gezogene Schädelform und die fächerartige Frisur wieder, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter den Frauen der Mangbetu-Aristokratie besonders beliebt waren. Die geschwungene Gestaltung von Kopf und Gefäßdekoration kontrastiert mit den eckig-linear gezeichneten Gesichtszügen und der einzigen, spitzen „Brust“ am Gefäßbauch. Die anthropomorphe Plastik der Mangbetu ist ein gelungener Ausdruck der Auseinandersetzung der lokalen Kunsttradition mit europäischen Vorstellungen: Sie entstand erst in der frühen Kolonialzeit aufgrund der Nachfrage von Kolonialbeamten und Mitgliedern mehrerer großer Forschungsexpeditionen nach Objekten, die die bewunderten höfischen Moden abbildeten. Die Reisenden der vorkolonialen Zeit hatten ein stereotypes Bild der Mangbetu als dem kultiviertesten Volk Zentralafrikas geschaffen, das nun von den lokalen Künstlern rezipiert und in die gegenständliche Kunst transponiert wurde. Die mit „Mangbetu-Köpfen“ verzierten Objekte – Gefäße, Musikinstrumente, Waffen u.a. – wurden nicht ausschließlich für die Europäer produziert, sondern dienten auch als lokale Prestigegegenstände. / P.I.
Angaben zur Herkunft:
Charles Jacques Massar, Sammler
20. Jahrhundert
Datierung engl.: 20th century
Demokratische Republik Kongo (Land/Region)
Mangbetu (Ethnie)
de