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Gemäldegalerie Malerei Landschaftsmalerei [M.508]
https://id.smb.museum/digital-asset/5453251 (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Parklandschaft mit Schloss (Park Landscape with Castle)

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Beschreibung

Von einem erhöhten Standpunkt aus fällt der Blick auf eine prächtige Schloßanlage inmitten eines gepflegten Parks, der in eine weite sommerliche Flachlandschaft mit Wiesen, Baumreihen, Kanälen und ausgedehnten Wasserflächen übergeht. Am Horizont sind die Türme einer fernen Stadt zu erkennen. Schloß und Park bilden die Kulisse für das bunte Treiben unzähliger Bildfiguren. Ein am linken Bildrand aufragender Baum und ein vom rechten Bildrand stark überschnittenes Gebäude rahmen auf beiden Seiten den Blick in die Weite. Sie wirken versatzstückhaft und erinnern an Kulissen auf der Bühne eines Theaters. Auf diese Weise entsteht der Eindruck, als blicke man in einen Guckkasten, der für den Betrachter ebenso vielfältige wie überraschende Einblicke bereithält. Die Nahsichtigkeit der bunten Szenerie trägt mit dazu bei, die Distanz zum Betrachter zu verringern. In der Schloßanlage glaubte man den Binnenhof und Rittersaal in Den Haag zu erkennen, während die am Horizont aufragende Stadt an die Ansicht Delfts erinnert. Der Schloßbereich und seine nähere Umgebung sind von vornehm gekleideten Menschen, von Pferden, Hunden und Kutschen belebt. Im Vordergrund findet ein Fest mit Musikanten, tanzenden Paaren und Höflingen statt, die sich unterhalten oder als Zuschauer einem Ballspiel beiwohnen. Wir sehen neun Spieler, die, in zwei Gruppen geteilt, einander meh rere Bälle zutreiben. Es ist ein Spiel, das, ähnlich wie das Faustballspiel, Kraft, Ausdauer und Geschicklichkeit erfordert. Der schwere lederne Ball wird mittels einer hölzernen Armwehr über eine Linie geschlagen, die ein Diener mit dem Stock im Gras markiert. Daneben sieht man einen Balljungen, der einen schlaffen Lederball aus dem Spiel holt, während ein anderer einen Reserveball aufpumpt. Das in der dargestellten Form seit dem 16. Jahrhundert in Italien als »giuoco del pallone« bekannte »Ballonspiel« hatte sehr bald an den Höfen aller europäischen Länder Aufnahme gefunden, wo es sich als sportlicher Zeitvertreib des Adels größter Beliebtheit erfreute. Diener, die mit Getränken und Speisen über das Spielfeld eilen, sorgen für das Wohl einer vornehmen Tischgesellschaft. Diese hat sich bei Musik zur zwanglosen Unterhaltung in einem von Rosen berankten Gartenpavillon eingefunden, den ein Standbild der Göttin Fortuna bekrönt. In den Höfen und Gärten des Schlosses sieht man lustwandelnde Menschen. Andere üben sich im Bogenschießen, reiten zur Jagd aus oder haben sich den Bootspartien auf den Schloßteichen angeschlossen. Auf einer Insel im hinteren Teich erkennt man ein kreisrundes Labyrinth aus niedrigen Hecken. Möglicherweise verbindet sich damit eine Warnung an die galante Gesellschaft, sich nicht in den Irrgarten der Liebe und Leidenschaft zu begeben, in dem man sich leicht verliert, dem man aber nur schwer entrinnen kann. Vielleicht soll auch das Standbild Fortunas an die Unbeständigkeit des Glücks gemahnen. In die gleiche Richtung weist das Ballspiel, das oft als Sinnbild der Unbeständigkeit und der Wechselfälle des Lebens gedeutet wurde. Daneben galt das Aufblasen des Balles als ein erotisches Motiv, das in der Emblemliteratur der Zeit als Hinweis auf das Liebesspiel und dessen Folgen verstanden wurde. Das Liebespaar im Rücken des mit der Pumpe hantierenden Balljungen läßt keinen Zweifel an der Interpretation aufkommen. In einer anderen, vier Jahre zuvor entstandenen Miniatur hatte Hans Bol einen volkstümlichen Wettkampf auf dem Weiher in Den Haag geschildert, bei dem die in leichten, schwankenden Kähnen stehenden Gegner versuchen, einander mit hölzernen Stangen ins Wasser zu stoßen. Hans Bol gehört neben Hieronymus Cock (1507-1570) und Pieter Bruegel d. Ä. (um 1525/30-1569) zu den Hauptvertretern der niederländischen Landschaftskunst im 16. Jahrhundert. Die Malerei mit Wasserfarben auf Leinwand hatte der Künstler in Mecheln erlernt. Neben den »gemalten Tüchlein« entstanden später in seiner Werkstatt in Antwerpen sowie zuletzt in Amsterdam Miniaturbilder in Aquarell- und Temperatechnik auf Pergament, die er als besondere Kunstrichtung weiterentwickelte. Die in der sogenannten Gouachemalerei ausgeführten Bilder stellen eine eigene Gattung der Malerei dar, die man als »Kabinettminiatur« bezeichnet. Den Bildtyp der Flachlandschaft hat Hans Bol in seinem reifen Schaffen in zahlreichen Miniaturen mit Schloßansichten und bunter Figurenstaffage auf unverwechselbare Weise gestaltet. Seine miniaturhaften Landschaftsbilder waren gesuchte und begehrte Sammelobjekte, die sich schon früh in den Kunstkammerinventaren fürstlicher Sammlungen nachweisen lassen.| 200 Meisterwerke der europäischen Malerei - Gemäldegalerie Berlin, 2019 SIGNATUR / INSCHRIFT: Bez. links unten am Baumstamm: HANS:BOL / 1589 ::::::::::::::::::: From an elevated standpoint, our gaze falls downward onto a splendid palace, set in the middle of a well-maintained park, which merges into a flat, expansive summer landscape with meadows, rows of trees, canals, and extensive bodies of water. Recognisable on the horizon are the towers of a distant town. Palace and park form the backdrop for the busy doings of countless figures. This view into the distance is framed along the left-hand side of the image by a towering tree, and on the right by a building, nearly all of which is cut off from view. They function here as set pieces, and recall the scenery of a theatre stage. As a result, one has the impression of gazing into a peep box, which holds various and astonishing views ready for the beholder’s enjoyment. The detail with which the colourful scenery has been rendered does much to reduce a sense of distance from the viewer. The palace itself seems reminiscent of the Binnenhof and Ridderzaal in The Hague, while the town that looms up on the horizon seems to recall a view of Delft. The palace and environs are enlivened by elegantly dressed people, along with animals, dogs, and coaches. Taking place in the foreground is a celebration with musicians, dancing couples, and courtiers, who engage in conversation or watch a ballgame. We see nine players, divided into two groups, who drive a number of balls towards one another. Not unlike fist ball, this game requires strength, endurance, and skill. The heavy, leather ball is hit across the line by means of a curved wooden stick, and is marked in the grass by a servant with a stick. Next to him, we see a ball boy, who removes a limp leather ball from the game, while another pumps up a reserve ball. The “ball game”, familiar in Italy beginning in the 16th century as the “gioco del pallone”, was taken up at courts throughout Europe, where it enjoyed great favour as a sporting diversion among the aristocracy. The servants, who hurry across the playing field with drinks and food, ensure the well-being of a genteel dinner party. This group has arrived, accompanied by music, at a garden pavilion that is overgrown with roses and crowned by a statue of the goddess Fortuna, and its members are now engaged in relaxed conversation. Visible in the courtyards and gardens of the palace are promenading figures. Others practice archery, go hunting on horseback, or join boating parties on the palace ponds. Recognisable on an island situated in the middle of the rearmost pond is a circular labyrinth consisting of low hedges. Conceivably, this motif may be interpretable as an admonition to this gallant society to avoid entering the maze of love and passion, where one readily loses oneself, and from which escape can be difficult. It may be that the statue of Fortuna warns as well of the impermanence of happiness. Pointing in the same direction is the ball game, which often serves as a symbol for the volatility and vicissitudes of life. The inflation of the ball, meanwhile, serves as an erotic motif, serving in the emblem literature of the time as a reference to lovemaking and its consequences. The romantic pair visible behind the ball boy who is busy with the pump leaves little doubt about this interpretation. In another miniature produced four years before the present picture, Hans Bol depicts a popular contest on the court pond in The Hague, where the antagonists stand on lightweight, unsteady rowboats, attempting to push each other into the water with wooden poles. Alongside Hieronymus Cock (1507–70) and Pieter Bruegel the Elder (circa 1525/30–69), Hans Bol is among the key representatives of Netherlandish landscape in the 16th century. In Mechelen, he learned the art of painting with watercolour on canvas. Produced later alongside such “painted cloths” in his workshop in Antwerp, and finally in Amsterdam, were miniature paintings in watercolour and tempera on parchment, which he developed further as a specialised art form. The painting executed in so-called gouache represented an independent genre which is referred to as the “cabinet miniature”. During his late period, Hans Bol placed his unmistakable stamp on the pictorial type of the flat landscape, producing numerous miniatures featuring palaces with colourful accessory figures. His miniature-style landscape paintings were sought after and coveted by collectors, and their early presence in the inventories of princely art collections is well documented.| 200 Masterpieces of European Painting - Gemäldegalerie Berlin, 2019

Material/Technik

Deckfarbe & Pergament

Maße

Rahmenaußenmaß: 36,1 x 45,4 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 36.1 x 45.4 cm, Bildmaß: 23,7 x 33,1 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 23.7 x 33.1 cm

Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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