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Gemäldegalerie Malerei Tafelmalerei [838]
https://id.smb.museum/digital-asset/5680314 (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Christoph Schmidt (CC BY-NC-SA)
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Junge Dame vor dem Spiegel (Young Lady in front of a Mirror)

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Beschreibung

Prüfend blickt die junge Frau in den Wandspiegel. Sie trägt ein aufwendig gearbeitetes Mieder aus weißer Seide mit goldenen Stickereien, Raffungen und blauen Perlen im Schulterbereich. Von derselben Farbe sind die mit einer Goldborte versehenen Seidenschleifen der Schnürung und des Haarschmucks. Ordnend greift die junge Dame mit der linken Hand in die schwarzen Rockschöße um sich Bewegungsfreiheit für die Drehung des Körpers vor dem Spiegel zu verschaffen, während ihre rechte mit anmutiger Geste eine weitere Schleife an das bereits von einer Perlenkette gezierte Dekolleté führt. Zwischen ihr und dem Spiegel steht ein quadratischer Tisch mit einem Orientteppich als Überwurf. Darauf befinden sich eine silberne Schatulle und ein Brief mit gebrochenem Siegel. Im Schatten der Kammer ist eine Schwarze Zofe mit einem weiteren, metallbeschlagenen Holzkästchen an den Tisch herangetreten. Nur die sanften Lichtreflexe auf ihrem Perlenohrring und der exotischen Tracht lenken die Aufmerksamkeit auf das Mädchen. Sein leicht geöffneter Mund und der aufmerksam auf die Herrin gerichtete Blick spiegeln deren Faszination für das eigene Spiegelbild. In den am Sklavenhandel beteiligten Niederlanden wurden afrikanische Hausdiener als exotische Luxusgüter betrachtet und unterstrichen den großen Wohlstand ihrer Besitzer.Das Bild entstand im Kontext intimer Genreszenen, die sich in den Niederlanden seit der Mitte des 17. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreuten und Personen im privaten Bereich ihrer Wohnungen zeigten. Dazu gehörte das zugleich attraktive und moralisch ermahnende Thema der jungen Frau vor dem Spiegel. Dieser stand als wichtigstes Attribut der Eitelkeit sinnbildlich für den Hochmut (Superbia) und war meist mit der Warnung vor der Vergänglichkeit alles Weltlichen (Vanitas) verknüpft. Neben Frans van Mieris, der sich des Sujets in Variationen mehrfach annahm, widmeten sich weitere niederländische Maler des Bildthemas der jungen Frau bei der Toilette, etwa Gerard ter Borch und Jan Vermeer. Die mitunter großen motivischen Ähnlichkeiten, beispielsweise zu Vermeers Junger Dame mit dem Perlenhalsband, lassen auf einen engen Kontakt der Genremaler dieser Epoche schließen. Neben dem sehr ähnlich angelegten Spiegelmotiv sorgt auf beiden Bildern ein im Bildvordergrund platzierter, angeschnittener Stuhl als kompositorisches Element für mehr Raumtiefe und öffnet den Bildraum zugleich zum Betrachter hin. Die von Mieris über die Stuhllehne geworfene rote Samtjacke mit weißem Pelzbesatz ist ein modisches Accessoire und gibt ihm Gelegenheit, seine illusionistische Perfektion in der Wiedergabe verschiedener Materialien unter Beweis zu stellen. Der Maler verstärkt damit auch die Intimität des Moments, da die junge Frau sich offensichtlich im Prozess des Ankleidens befindet und dem Betrachter ihr tiefes Dekolleté präsentiert.Rätsel gibt der lesende Mann im Nebenzimmer auf, der durch den Türbogen im rechten Bildhintergrund zu sehen ist. Am Geschehen im Vordergrund gänzlich unbeteiligt, ist er im Gestus melancholischer Innenschau – dem auf die Hand gestützten Kopf – ganz in die Lektüre vertieft. Denkbar ist, dass Mieris diese Figur der Komposition als Sinnbild des entgegengesetzten Lebensprinzips zur oberflächlichen Selbstbeschau der schönen Dame im Vordergrund beigefügt hat.| 200 Meisterwerke der europäischen Malerei - Gemäldegalerie Berlin, 2019

Material/Technik

Eichenholz

Maße

Bildmaß: 31,5 x 24,8 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 31.5 x 24.8 cm, Rahmenaußenmaß: 45,8 x 39 x 7 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 45.8 x 39 cm

Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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