Um die Biografie des berühmten römischen Dichters Vergil (70-19 v. Chr.) hatten sich im späten Mittelalter zahlreiche Legenden gebildet. In der um 1280 verfassten Weltchronik des Wieners Jans der Enkel wird berichtet, Vergil habe bei der Gartenarbeit eine Flasche mit Teufeln gefunden, die ihm ihre Kunst beibrachten. Er schuf eine weibliche Statue, welche unkeusche Gedanken vertrieb, begehrte aber selbst die tugendhafte Frau eines Mitbürgers. Diese entschloss sich daraufhin, ihn bloßzustellen. Sie bot ihm an, ihn in einem Korb des Nachts zu sich ins Gemach hochzuziehen, liess ihn aber auf halber Höhe hängen, wo Vergil am folgenden Tag zum Gespött der Mitbürger wurde.
Die bildliche Darstellung des "Vergil im Korbe" fand vor allem im 16. Jahrhundert Verbreitung, etwa in einem Kupferstich des Georg Pencz von 1541/42, dem die Rundscheibe in einzelnen Details verpflichtet ist. LL
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