Das in Venedig bereits im 15. Jahrhundert übliche Bemalen der Gläser mit Emailfarben verbreitete sich um die Mitte des 16. Jahrhunderts auch in den Ländern nördlich der Alpen. Den neuen Lebensgewohnheiten angepaßt, enstanden Gläser, die ein Fassungsvermögen bis zu zwei Litern besaßen. Diese hohen zylindrischen Gefäße, Humpen oder Luntz genannt, wurden meist als "Willkomm" genutzt, den der Gast beim Betreten eines Hauses zur Begrüßung leeren musste. Zu den beliebtesten, auf diesen Gläsern oft dargestellten Themen zählten seit den 70er Jahren des 16. Jahrhunderts die Reichsadler und seit den 90er Jahren die Abbildung des Kaisers mit den drei geistlichen und vier weltlichen Kurfürsten. Beide Darstellungen versinnbildlichen den bürgerlichen Traum der deutschen Reichseinheit, die es zu dieser Zeirt dem Namen nach noch gab. Die Reichsadlerhumpen zeigen symbolisch anhand von 56, auf den ausgebreiteten Schwingen des Adlers in Vierergruppen (Quarternionen) abgebildeten Wappen der Stände des Reiches, die Einheit des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. (W. Hennig, Führer durch die Sammlungen KGM Schloß Köpenick 1988)
Der Deckel dieses Stückes ist seit dem II. Weltkrieg verschollen.
MAKR
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