Auf einer Wiese links im Bild steht breitbeinig ein Mann ohne Hosen, der mit beiden Händen seinen Kittel aufgeschlagen hat und in sattem Strahl Wasser lässt. Eine Frau (seine Ehefrau?) rechts neben ihm, die mit verschämt wirkender Geste die Hand an die Wange legt, sieht verstohlen zu ihm hin. Zwischen beiden im Vorgrund hat sich eine Gestalt auf die Knie nieder gelassen und berührt voller Neugier mit dem Zeigefinger das Glied des Mannes. Sie trägt wie seine „Gattin“ eine weiße Halbschürze und ein einfaches, vorne durch eine Naht geschlossenes Kleid, das am Oberkörper eng anliegt, so dass sich der Busen darunter abzuzeichnen scheint, doch sind ihre Haare kurz und wie bei einem Geistlichen tonsuriert.
Eine Parallele für das Motiv ist nicht bekannt. Ausgeschlossen werden kann, dass es sich um ein Thema aus dem medizinischen Bereich oder um eine Darstellung des Sternbildes Wassermann handelt, auch unter den Sprichwörtern, die mitunter als Vorlage für Glasmalereien dienten, findet sich kein entsprechendes. Mit den Protagonisten – zwei Frauen und einem Mann – ist aber eine Konstellation gegeben, die am ehesten an eine Dreiecksgeschichte denken lässt, wie sie in den seinerzeit außerordentlich beliebten Fabliaux geschildert wurden.
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