Das kleine, von einem schmalen silbergelben Rahmen eingefasste Kabinettstück ist auf Nahsicht angelegt. Rechts im Bild erblickt man eine Stadt, die durch eine hohe Mauer und dicke wehrhafte Türme, einen Festungsgraben und einen niedrigen Wall geschützt ist. Von den Hausdächern wehen breite, gelbweiß gestreifte Fahnen, und links auf einer halbrunden Bastion zeigen dicke Rauchwolken, dass dort soeben zwei Feldschlangen
abgeschossen wurden. Aus dem Stadttor rechts quillt ein breiter Strom von Fußsoldaten, bewaffnet mit Lanzen und Musketen, und strebt, angeführt von einem berittenen Offizier, den feindlichen Truppen am linken Bildrand entgegen, die sie freilich schon mit angelegten Gewehren erwarten. Während die ersten Söldner das Gefecht bereits eröffnet haben, sieht man im Hintergrund eine Kompanie Reiter mit erhobenem gelb-weiß gestreiften
Banner, die sich in gestrecktem Galopp der feindlichen Kavallerie entgegenwirft.
Die Darstellung ist mit Sorgfalt gezeichnet, Stadtmauer, Dächer, Pferde und einzelne Kleidungsstücke sind in hellem Eisenrot, Rahmen und Fahnen in orangegelbem Ton, Bäume und Rasen in sehr lichtem Silbergelb koloriert. Ob die Scheibe als Einzelstück Verwendung fand, ist nicht gewiss, ihres schmalen Formats wegen mag sie auch als Oberbild etwa eines Wappens gedient haben.
Anhaltspunkte für die Datierung bietet die Tracht der Soldaten, deren knielange Pluderhosen wie die von hohen Stoffhüten verdeckten Helme ab 1540/50 in Mode waren. Die Stadt weist eine vage Ähnlichkeit zu Nürnberg auf, doch lässt sich die Glasmalerei wegen ihres schmalen Formats mit keinem der dort erhaltenen Stücke vergleichen. Vielmehr erinnert die Schlachtenszene an typische Sujets in den Oberbildern der Schweizer
Scheiben, weshalb man annehmen möchte, dass sie von dorther stammt.
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