Figurengruppe auf rundem Sockel. Dargestellt sind der bärtige, muskulöse Aeneas, der seinen alten Vater Anchises auf dem Rücken trägt, sowie rechts von Aeneas dessen kleiner Sohn Ascanius. Der Modelleintrag (637) lautet: "Eine Gruppe der größten Art stellt den Aeneas vor, wie er, bei der Eroberung von Troja durch den Achilles, einen großen griechischen Heerführer, seinen alten Vater Anchises auf den Rücken nahm und ihn mit seinem Sohn Ascanius in völlige Sicherheit brachte." Aeneas trägt ein Löwenfell um die Hüfte und ist ansonsten unbekleidet. Anchises ist, der antiken Sage folgend, als schwacher und blinker Greis dargestellt. Er gleitet seinem Sohn fast vom Rücken. In seiner Linken hält er eine Figur, das Palladion – die Schutzgottheit der Familie. Sein Kopf ist mit einem zu einem Beutel gebundenen Tuch bedeckt, das bis nach unten reicht und auch seinen Unterkörper verhüllt. Ascanius blickt zurück (imaginär in das brennende Troja und Ausschau haltend nach seiner Mutter), er hält in der Rechten ein Räuchergefäß.
Die monumentale Porzellangruppe datiert von 1766 und bildet, den Forschungen von Dorothee Heim zufolge, den Auftakt der Mitarbeit des Bildhauers Wilhelm Christian Meyer bei der KPM Berlin. Der pyramidale Aufbau unterstreicht den bildhauerischen Anspruch der Gruppe, deren Gestaltung die Herkunft Meyers als Großbildhauer zu erkennen gibt. Hierfür spricht auch das für eine Porzellanarbeit ungewöhnlich große Format von 46,3 cm Höhe. Brandrisse zeugen davon, dass die Manufaktur bei der Ausführung an die Grenzen ihrer technischen Möglichkeiten ging. Zwei weitere weiß glasierte Ausformungen befinden sich im Museum Schloss Fasanerie (Eichenzell bei Fulda) und im Nationalmuseum Stockholm.
Lit.: Dorothee Heim, Die Berliner Porzellanplastik und ihre skulpturale Dimension 1751-1825. Der Sammlungsbestand des Kunstgewerbemuseums Staatliche Museen zu Berlin (=Bestandskatalog XXVI. des Kunstgewerbemuseums SMB), Berlin, Regensburg 2016, S. 238-243, Kat. Nr. 20.
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