Der Spruch auf dem vermutlich aus dem 17. Jahrhundert stammenden Einzelblatt bezieht sich auf die Auseinandersetzung über das Verhältnis von Verzierung und Lesbarkeit in der Schriftkunst, die um 1600 in Nürnberg geführt wurde. Einer der Protagonisten war Christoph Fabius Brechtel, der in einer Publikation propagierte, ein guter Kalligraf müsse »seine Hand dahin vben / daß / was der verstandt vor hat / solches die Hand mit der Feder verrichten koenne«. Im Zentrum der gezeigten Radierung steht der Unterarm eines Schreibmeisters, dessen Hand mit Federkiel die richtige Schreibhaltung demonstriert. Darunter befinden sich verschiedene Federproben, die möglicherweise Schreib-Übungen demonstrieren.
Eingerahmt wird die Darstellung von einem spiralförmigen Federzugoval, das die abstrakten kalligraphischen Schwünge am linken Blattrand in eine Figur überführt und damit auf die formale Entwicklung der barocken Kalligraphie verweist, in der die Erfindung von Schnörkelornamentik und Federzugfiguren in den Mittelpunkt der Textgestaltung rückt.
Text: Nadine Rottau, in: Schrift als Bild, hg. von Michael Roth, Petersberg, 2010, S. 181, Kat. 125 (mit weiterer Literatur)
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