Das Prunkstück aus Granit stammt aus einem Grab und wurde in unmittelbarer Nähe zur rechten Hand des Verstorbenen gefunden. Es handelt sich um einen Daumenring, welcher in meroitischer Zeit häufig als Grabbeigabe diente. Die breiter ausgeformte Öffnung wurde zuerst auf den Daumen gesteckt und bis zum Ende geschoben. Somit passt sich seine leicht konische Form der Form des Daumens an.
Solche Objekte wurden von Bogenschützen getragen um den Daumen beim Spannen des Bogens zu schützen. Die Nubier waren bekannt für ihre Bogenkünste, von deren praktischer Verwendung zahlreiche Objekte zeugen. Ein meroitisches Grabrelief in Berlin, das den König Amanitenmemide (ÄM 2261) zeigt, bildet ihn mit je einem Ring an den beiden Daumen sowie ledernen Unterarmstulpen ab – alles Ausrüstung eines nubischen Bogenschützens. Vereinzelte Funde aus Frauengräbern und Darstellungen von solchen belegen, dass Daumenringe nicht nur das Privileg männlicher Bogenschützen waren.
(N. Overesch)
Angaben zur Herkunft:
Francis Llewellyn Griffith (27.5.1862 - 14.3.1934), Grabungsleiter
Meroitisch bis Post-Meroitisch
Faras (Sudan / Nubien)
"Meroitic Cemetery"
91 (Grab)
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