Auf einer relativ flachen polygonalen Standplatte mit gefaster Kante steht die schlanke und ausgesprochen schmalschultrige Gestalt eines Apostels in frontaler Ausrichtung. Seine Kontur ist geprägt durch einen kräftigen S-Schwung, der vom weit vorn stehenden rechten Fuß über die ausgestellte linke Hüfte, den leicht zurückgenommenen Oberkörper bis zum schräg nach rechts gelegten Haupt führt. In den abgebrochenen Händen hielt er ein Buch und sein Attribut. Dass es sich um Petrus handelt, erschließt sich lediglich über die typische Physiognomie mit vollem Bart, kräftigen, zur Seite fallenden Locken des halblangen Haupthaars und einer relativ niedrigen Stirn. Wo der Apostelfürst sein Attribut (Schlüssel) gehalten hat, ist unklar. Schon früh ist erkannt worden, dass der Berliner Petrus zu einer Apostelreihe gehörte, von der sich – ein seltener Glücksfall – noch weitere Figuren erhalten haben. Unbekannt ist, in welcher Kirche dieses Ensemble ursprünglich aufgestellt war.
(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen und im Alpenraum 1380 bis 1440. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2019)
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