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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst [7731]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1957875&resolution=superImageResolution#4774666 (Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin / Antje Voigt (CC BY-NC-SA)
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Maria der Verkündigung

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Beschreibung

Die Figur, die zweifellos Maria bei der Verkündigung der Geburt Jesu durch Gabriel zeigt, ist eine interessante kompositorische Variante des Typs der Schönen Madonna. Bei dem kontrapostischen Standmotiv, der Haltung, Gestik und Gewandbehandlung wurde das im Salzburger Raum besonders verbreitete Schema der stehenden Muttergottes mit Kind auf der linken Hüfte seitenverkehrt umgewandelt. Ihr linker Fuß ist leicht vorgeschoben, die rechte Hüfte ausgestellt, der Oberkörper – so scheint es in der Frontalansicht – nach rechts zurückgenommen, und der Kopf neigt sich dazu gegenläufig nach links. Anstelle des Kindes hält Maria ein aufgeschlagenes Buch, das mit jeweils fünf Buckeln in Rosettenform auf Vorder- und Rückseite verziert ist und dessen einzelne Seiten am nach vorn gekehrten Oberschnitt durch feine Rillen angedeutet sind. Auch der Faltenverlauf ähnelt dem einer stehenden Madonna. Über langem Gewand trägt Maria einen weiten Mantel, den sie von der linken Schulter herab vor den Körper gezogen und unter den rechten Arm geklemmt hat. Über dem angewinkelten linken Arm spannt sich der Mantelstoff, darunter verteilen sich mehrere gegeneinander versetzte Schüsselfalten großzügig über die Fläche. Die linke Hand hält keinen Apfel oder anderen Gegenstand wie die Schönen Madonnen, sondern zieht den locker um das Haupt gelegten Schleier über die Brust – eine verhaltene Geste der Scham, die sich auf den von links nahenden Engel bezieht. Der Schleierstoff ist durch eng gesetzte Rillen über die gesamte Fläche strukturiert und mit plissiertem Saum versehen, wodurch er vom Material des Mantels deutlich differenziert wird. Da der Schleier oben relativ weit nach hinten geschoben ist, werden das leicht gelockte Haar und vor allem der breite Haarreif als Symbol der Jungfräulichkeit sichtbar. Das Gesicht ist oval, die Stirn sehr hoch, die Augen liegen weit außen, und unter einer spitzen Nase befindet sich ein schmaler Mund mit wulstigen Lippen.

Interessanterweise sind auch die Ansichte im Halbprofil gut ausgearbeitet und spannungsvoll aufgebaut, besonders die linke. Von rechts sieht man viel deutlicher als aus der Frontalansicht, dass sich Maria mit ihrem Oberkörper nach links, zum Verkündigungsengel hin, wandte. Aus dieser Position besitzen die Mantelfalten einen die Gesamtkomposition nach rechts hin abschließenden Charakter. Komplizierter und lebendiger ist die Halbprofilansicht von links gestaltet. Von hier aus verweisen die tiefen Einschnitte der Mantelfalten und die Kaskaden auf das Buch, das halb geschlossen zu werden scheint. Einerseits wird damit angedeutet, dass Maria von Gabriel soeben in ihrer frommen Lektüre unterbrochen wurde. In einem übergreifenden Sinne ist hierin aber auch ein Hinweis darauf zu sehen, dass sich mit der verkündeten Geburt Christi die prophezeite Fleischwerdung des Worts vollziehen wird. Das demütige Neigen des Haupts bezieht sich auf die mit dem Besuch des Engels und seiner Botschaft verbundene Auszeichnung Marias vor allen anderen Frauen. In der linken Halbprofilansicht scheint das Senken des Kopfs direkt über dem Buch zugleich aber auch ein Nachsinnen über das soeben Gelesene zu illustrieren.

(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen und im Alpenraum 1380 bis 1440. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2019)

Maße

Höhe x Breite x Tiefe: 72 x 27 x 25 cm

Links/Dokumente

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

Objekt aus: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

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