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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst [8036]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=862808&resolution=superImageResolution#4248238 (Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin / Antje Voigt (CC BY-NC-SA)
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Heiliger Martin mit dem Bettler

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Beschreibung

In höfisch-aristokratischer Kleidung, Haltung und Gestik präsentiert sich der heilige Martin bei der Mantelteilung nicht – wie es historisch korrekt wäre – als Soldat, sondern als vornehmer Adliger. Sein linkes Bein, das in einer hautengen Strumpfhose steckt, hat er elegant vorgestellt. Die erhobene Rechte führte das (verlorene) Schwert, mit dem Martin im Begriff steht, den Teil seines Mantels abzutrennen, den er bereits über den Bettler zu seinen Füßen gebreitet und den er an der betreffenden Stelle mit seiner Linken ergriffen hat. Die Geste der Mantelteilung, die als charakteristischstes Attribut des späteren Bischofs von Tours (316/17–397) der Legenda aurea gemäß vom Pferd aus vor den Toren von Amiens erfolgte, wird hier zu einem zeremoniellen Akt, der mit großer Noblesse und möglichst geringem Bewegungsaufwand wie en passant ausgeführt wird: Das Haupt ist nur leicht geneigt, die Augen hingegen konzentriert nach unten gerichtet, die Miene dabei ungerührt. Umso vordergründiger erscheint das Teilen und vor allem das Ausbreiten des Mantels über den Bettler – eine Protektionsgeste, mit der das seit dem 13. Jahrhundert und besonders um 1400 weit verbreitete Motiv der Schutzmantelmadonna zitiert wird.

Von großer Anmut ist das Haupt Martins. Bekrönt wird es von einer relativ hohen, sich nach oben hin verbreiternden Mütze mit schlichter Krempe. Unter ihr quillt sehr voluminöses lockiges Haar hervor, das weit nach hinten gelegt ist. Das Gesicht ist wie der übrige Körper – sichtbar an Beinen und rechter Hand – sehnig und dünn. Es besitzt auffällig hohe Wangenknochen, eine spitze Nase und ein kräftiges Kinn. Der breite, geschlossene Mund wird gerahmt von knappem Kinn- und langem Schnurrbart.

Dazu kontrastiert die Gestalt des Bettlers, der bis auf ein Lendentuch unbekleidet am Boden kauert, die rechte Hand auf einer vierfüßigen Stütze (Handbänkchen bzw. -trippe), der im Mittelalter üblichen provisorischen Fortbewegungshilfe für Lahme. Mit der erhobenen, anatomisch unkorrekt wiedergegebenen und verdrehten Rechten greift er nach dem Martinsmantel über seinem Haupt. Der Bettler ist glatzköpfig, besitzt überproportional große Ohren und hat den Mund geöffnet, sodass die obere Zahnreihe sichtbar wird. Wir haben es mit dem bei der Mantelteilung geläufigen Topos eines bettelnden Krüppels zu tun, der als „erbarmungswürdig“ gezeichnet ist und somit die Pietas des Heiligen illustrieren soll.

(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen und im Alpenraum 1380 bis 1440. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2019)

Material/Technik

Lindenholz mit Fassung

Maße

Höhe: 85 cm; Breite: 38 cm; Tiefe: 23,5 cm; Gewicht: 10,3 kg

Links/Dokumente

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

Objekt aus: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

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