Der runde Schild zeigt in der Mitte einen einfarbigen Grund (ursprünglich blau) und am Rand einen relativ schmalen, durch plastische Bänder jeweils außen und innen abgesetzten Streifen mit Umschrift. Appliziert wurde das weit in den unteren Randstreifen hineinragende, unten spitz zulaufende, schräg gestellte Wappen der Haug, eine – hier plastisch ausgebildete – liegende Mondsichel auf nachträglich ornamental gestaltetem Hintergrund. Auf der hochstehenden Wappenecke sitzen ein Topfhelm und als Helmzier bzw. Helmkleinod die plastische Büste eines jungen bärtigen Mannes mit langem gelockten Haar und mützenartiger Kopfbedeckung – beide nach halb links gewandt. Der Hals des Mannes geht in die weit ausgespannte lederne Helmdecke mit gezaddeltem Rand über. Die Umschrift in gotischen Minuskeln lautet: „von crist gepurt • m • ccc • lxxx • jar an sant petrus tag ketenveir [Petri Kettenfeier, 1. August] do starb walter hug der ivnger“.
Walter Haug d. J. war eines der frühen in den Quellen greifbaren Mitglieder der Nürnberger Familie, die im 15. Jahrhundert größere Bedeutung erlangte; danach hatte Jobst Haug 1422 das einzige in Nürnberg erhaltene Turmhaus, das sogenannte Nassauerhaus gegenüber der Lorenzkirchenfassade, besessen. Walter Haug d. J. wurde 1360 und 1369–80 im „Genanntenbuch des Größeren Rats“ der Stadt gelistet. Die Familie gehörte damals also zwar nicht zum ratsfähigen Patriziat, aber immerhin zu der wichtigen Schicht der ebenfalls ehrbaren gerichtsfähigen Familien, aus denen sich seit dem frühen 14. Jahrhundert die Mitglieder des sogenannten Rats der Genannten (oder Großen Rats) rekrutierten.
(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen und im Alpenraum 1380 bis 1440. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2019)
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