Die Bodenstanduhr ist aus drei Teilen zusammengesetzt, die klar voneinander unterschieden sind: ein Postament, darüber ein zweites, kleineres Postament und ein skulpturaler Aufsatz. Die Dreiteilung des Aufbaus ist für die meisten Bodenstanduhren von Christian Ernst Kleemeyer (1739-1799) typisch und ergibt sich aus einem Baukastenprinzip innerhalb einer stark arbeitsteilig organisierten Fertigung. Allen drei Elementen liegen hier betont geometrische, durch Profilleisten akzentuierte Formen zugrunde: kubisch mit der breiteren Seite als Front das untere Postament mit dem Flötenwerk im Inneren, fast würfelförmig das zweite Postament mit dem kreisrund eingelassenen Zifferblatt und dem Uhrwerk, und schließlich das nach oben zulaufende, steil trapezförmige Rückenteil mit dem Gewichtskanal hinter der Figur. Antik gewandet, mit einem Lorbeerkranz bekrönt und einer Schriftrolle in der linken Hand, stellt die Figur Apoll dar. Der linke Fuß ist in Schrittstellung nach vorn gesetzt und ragt etwas über die Plinthe und das obere Postament hinaus.
Das Gehäuse zeigt in seiner gesamten Konstruktion und Oberfläche ein poliertes Mahagoni-Furnier, kombiniert mit vergoldetem und versilbertem Zierwerk. Die Profile sind aus mehreren Leisten zusammengesetzt und mit geschnitzten, polimentversilberten und möglicherweise teils vergoldeten Friesen versehen: in der Sockelleiste des unteren Postaments ein Akanthus-Fries, in dessen Gesims ein Eierstab-Fries und im Gesims des oberen Postaments einer aus sich überlappenden Palmetten. Den Übergang vom unteren zum oberen Postament bilden abgestufte Profilleisten, deren obere konkav eingezogen ist. Das untere Postament ist offen konstruiert, die drei Schauseiten mit herausnehmbaren Füllungen, einer Rahmenkonstruktion, versehen. Diese sind als Schallöffnungen mit einem ehemals zitronengelben, also golden schimmernden, von einem Atlasgewebe unterlegten Seidenrips bezogen und mit geschnitztem, versilbertem Zierwerk appliziert: Symmetrisch angeordnete Girlanden, Schleifen und Frucht-Bouquets fassen in der vorderen eine Lyra, und in den beiden seitlichen Füllungen jeweils drei gekreuzte Blasinstrumente. Das obere Postament hat ebenso herausnehmbare Füllungen auf beiden Seiten für den Zugriff auf das Uhrwerk, allerdings durchgehend aus Vollholz. Die Höhe des Zifferblatts liegt unter der Augenhöhe, der Mittelpunkt bei etwa 113 cm. Den Raum zwischen dem Kreis der feinen, feuervergoldeten Lünette aus Messing und dem Quadrat der Front füllen vier holzgeschnitzte und versilberte, sich aufspreizende abstrahierte Blüten. Das dem Klassizismus zuzuordnende Gehäuse erscheint wie fein gezeichnet. Die scharfkantige, exakte Ausführung unterstreicht die Rationalität des Entwurfs. Das kostbare, strahlende Mahagoni-Holz bildet den Rahmen für ein in allem Zierwerk durchgespieltes Changieren zwischen Gold und Silber. Mit den versilberten Applikationen, die heute dunkel angelaufen oder durch einen vergilbten Lacküberzug verfärbt sind, dürfte ursprünglich eine Illusion von Silberbeschlägen beabsichtigt gewesen sein. Auch die Figur des Apoll, aus Holz geschnitzt, das Inkarnat vergoldet, das Gewand, der Lorbeerkranz, die Schriftrolle und die Sandalen versilbert, hat eine Anmutung von Metall.
Die Bodenstanduhr wurde von Alfred Berner, Direktor des Musikinstrumenten-Museums, im Jahr 1964 aus Privatbesitz erworben. Die zusätzlichen Bemerkungen im Akzessionsbuch belegen, dass das Spielwerk nicht ganz vollständig war: „Flötenuhr mit 79 Pfeifen (davon 55 vorhanden) aus Birnbaum. 58 Anreißstifte, Rückwand fehlt. Flötenwerkmechanik ‚310 N. 2‘. 1 Spielwalze ‚Grande Sonate… composé par J. Pleyel‘.“ Die frühere Provenienz ist bislang nicht weiter bekannt. Der beim Erwerb vorgefundene schadhafte und nicht vollständige Zustand lässt kaum Rückschlüsse auf eine vorherige Nutzung oder Lagerung zu. Eine umfangreichere Restaurierung hat Horst Rase (Restaurator im Musikinstrumenten-Museum, 1962–98) in den Jahren 1965/66 vorgenommen: Wurmbefallene Teile wurden behandelt (Windlade und Walze) oder ersetzt (eine Schöpferplatte), Bälge, Ventile und Ventilkasten neu beledert, fehlende Teile rekonstruiert (ein Teil der Pfeifen, Windkanal, Gewichtskanal mit Messingrolle und Messinglager, Rückwände und die beiden Blenden hinter der Figur), das Spielwerk gereinigt, reguliert und spielbar eingerichtet. Der Uhrmacher Kugel reparierte die Uhr und der Künstler und Restaurator Gerhard Muchow führte Arbeiten an der Figur und an den Ornamenten in den Füllungen durch. (Sabine Hoffmann, Silke Kiesant)