Die Amphore mit zwei horizontalen Henkeln ist mit einer weißen Schicht überzogen und wurde anschließend polychrom bemalt. Eine Seite des Halses ist im oberen Bereich mit einem Band gelb bemalter Lotusblätter und im unteren Teil mit einem Schachbrettmuster dekoriert. Bänder aus schmalen Blütenblättern zieren die eine Hälfte des Gefäßkörpers, auf der eine blaue Lotusblüte zwischen zwei Knospen herabhängt. Auf der anderen Gefäßseite sind lediglich an den Henkeln gebundene Kordeln in roter Farbe aufgemalt. Das farbige Dekor bildet den Blumenschmuck nach, der bei festlichen Anlässen um die Gefäße gelegt wurde. Die großflächig aufgemalten Motive ohne detaillierte Innenzeichnung auf hellem Untergrund gehören zur charakteristischen Gefäßdekoration der frühen Ramessidenzeit.
Da die Bemalung erst nach dem Brand aufgetragen wurde, ist sie relativ instabil und leicht von der Oberfläche abreibbar. Die Amphore ist daher für den tatsächlichen Gebrauch zur Aufbewahrung bzw. Bereitstellung von Flüssigkeit ungeeignet. Solche Keramikgefäße mit polychromer Kaltbemalung dienten wahrscheinlich ausschließlich dekorativen Zwecken. Die lediglich auf der Schauseite umfänglich bemalte Dekoration unterstützt diese Vermutung. Die Amphoren konnten aber auch als Beigaben für Begräbnisse eine wichtige Rolle gespielt haben.
Leider ist der genaue Fundkontext der Amphore, die 1913 in der Arbeitersiedlung Deir el-Medine entdeckt wurde, nicht ausreichend dokumentiert. Wenn man jedoch die verzeichneten Herkunftsangaben der Funde betrachtet, die in derselben Kampagne ausgegrabenen wurden, liegt die Vermutung nahe, dass diese Amphore und das sehr ähnliche Exemplar ÄM 21327 aus einem funerären Kontext stammen und zwar vom westlichen Friedhof der Siedlung.
(I. Liao)
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