Eines der wichtigsten Ziele altägyptischer Totenbräuche war die unversehrte Erhaltung des Leichnams. Neben der Mumifizierung versuchte man dies dadurch zu gewährleisten, dass die Mumie in einen Sarg als zusätzlich schützende Hülle eingeschlossen wurde. Ursprünglich aus Stein oder Holz gefertigt, ging man ab dem 1. Jtsd. v. Chr. verstärkt dazu über, billigere Kartonage zu verwenden. Diese besteht aus mittels Gipsstuck in Form gebrachter Leinwand, die anschließend vollständig bemalt wurde und somit einen echten Sarg imitierte. Eine solche sogenannte „Mumienhülle“ haben wir auch hier vor uns, dabei kann diese polychrome Verzierung der gesamten Oberfläche als typisch für die 3. Zwischenzeit angesehen werden. Besitzerin ist laut den Inschriften eine Dame namens Nes-Chons-pa-cheret. Auf dem Kopf befindet sich die Darstellung eines Skarabäus, Symbol für die erhoffte Wiedergeburt. Unter dem charakteristischen voluminösen Halskragen wurde das Bild eines geflügelten Falken angebracht, links und rechts davon Darstellungen des Totengottes Osiris mit den sogenannten Horussöhnen, die für den Schutz von Körper und Eingeweiden des oder der Verstorbenen zuständig waren. Den unteren Teil dominieren als weitere Schutzelemente geflügelte Gottheiten, welche den Sonnengott Re-Harachte sowie die Klageriten vollziehenden göttlichen Schwestern Isis und Nephthys darstellen. Die kurze Mittelzeile mit einer standardisierten hieroglyphischen Formel wünscht eine königliche Opfergabe für Osiris, damit dieser im Gegenzug der Verstorbenen ein vollkommenes Begräbnis gewähre. Das Gesicht der Mumienhülle ist mit bräunlicher Farbe bemalt, welche jedoch normalerweise Männern vorbehalten war. Die Inschriften klären das Rätsel auf: Sie belegen die interessante Tatsache, dass die Hülle ursprünglich für einen Mann namens Pa-en-Mut gefertigt worden war. Sein Name wurde später mit demjenigen der Nes-Chons-pa-cheret übermalt, die die Kartonage ohne weitere Umarbeitung für ihre eigene Bestattung wiederverwenden ließ. Der Sarg mit Mumie war ein Mitbringsel der Ägyptenreise des Prinzen Friedrich Karl von Preußen. Nach seiner Rückkehr 1883 ließ der Prinz die Mumie auf der Suche nach Papyri und Schmuck vor einer ausgewählten Gruppe unsachgemäß auswickeln, wobei sie in zahlreiche Teile zerbrach. Ihre Überreste sind heute leider verschollen.
(J. Moje)
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