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Ethnologisches Museum Amerikanische Archäologie [IV Ca 21635]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=83370&resolution=superImageResolution#498708 (Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin / Waltraut Schneider-Schütz (CC BY-NC-SA)
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Räuchergefäß

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Beschreibung

Material/Technik

Ton

Maße

Objektmaß: 52,5 x 43,5 x 41,5 cm

Ausführliche Beschreibung

Caecilie Seler, "Auf alten Wegen in Mexico & Guatemala", Berlin: Reimer 1900

Caecilie Seler über die Ankunft auf der Finca Chaculá:

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"Wir fanden in Herrn Gustav Kanter einen Mann, der mit den Verhältnissen des Landes genau vertraut war, mit seinen Indianern wohl umzugehen wusste und ein lebhaftes Interesse für die Vergangenheit der Scholle besass, die ihm zur zweiten Heimat geworden war; einen Mann, der den Resten, die sich auf dieser Scholle befanden, schon vielfach nachgespürt hatte. So kam es, dass wir ihm nicht nur als Landsleute willkommen waren, sondern dass auch unsere Zwecke sein Interesse erregten und seine Unterstützung und Förderung fanden.

Ein sonderbares Spiel des Zufalls war es, dass mein Mann und Don Gustavo sich äusserlich merkwürdig ähnlich sahen: dieselbe hagere Figur, derselbe Bart; die Haltung zu Pferde und der breitrandige Filzhut ver-

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vollständigten die Täuschung, der sogar der junge Kanter in einiger Entfernung unterlag. Auf der ganzen Strecke zwischen Chaculá und Hueheutenango, ja bis nach Quezaltenango hin wünschte man von meinem Manne Pferde, Jungvieh, Mais zu kaufen, und es kam oftmals zu recht ergötzlichen Auftritten.

Am nächsten Tage führte uns unser Wirt eine Strecke waldeinwärts wo wir nach kurzer Wanderung auf einer buschbewachsenen, künstlichen Plattform vor den Ueberresten einer schön gegliederten, nicht sehr hohen Pyramide von ziemlicher Breitenentwicklung standen. Sie zeigte auf ihrer obersten Stufe drei kleinere Gebäude - eine Form, die uns in dieser Gegen noch öfter begegnete. Auch unterwegs gingen wir an etlichen kleineren, pyramidenartigen Bauten vorüber, von denen manche die Spuren gewaltsamer Zerstörung zeigten, die Spuren der Schatzgräber, der grössten Feinde aller alten Baudenkmäler.

Unsere Absicht war gewesen, am Donnerstag wieder abzureiten, aber da es in der Osterwoche war, und die Indios es für eine Entheiligung ansehen, wenn man am Jueves Santo reist, so setzt man sich den grössten Unannehmlichkeiten, ja der Gefahr er Steinigung aus und bleibt lieber, wo man ist. Zudem sind Gründonnerstag und Charfreitag zwei Tage, an

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denen die ganz Bevölkerung sich betrinkt, während das an andern grossen Feiertagen nur immer die Einwohner des Ortes thun, dessen Patron an dem Feste unmittelbar beteiligt ist.

Da wir nun weder Donnerstag noch Freitag fortgeritten waren, so wurde auch am Sonnabend noch nichts daraus, sondern es wurde ein Ausflug nach den Höhlen unternommen, nach jenen Höhlen, von denen uns schon Don Eduardo in der Trinidad erzählt hatte, nach jenen Höhlen, deren seltsame

[Eingefügt ist eine Fotografie dieses Objektes mit Untertitel: "Räuchergefäss aus Quen-Santo. 1/10 der nat. Grösse]

steinerne Bewohner uns von den Stufen des Holzbaues grüssten, der uns in der Hcienda zum Aufenthalt diente.

Nachdem wir etwa zwei Stunden, oder etwas länger, über Wege, wie sie das Kalkgebirge leider mit sich bringt, geritten waren, erreichten wir die Stelle, wo abgesessen werden musste, weil es nun über Gestrüpp und Wurzeln ohne Pfad zum Eingang der Höhlen zu gelangen galt. Wir fanden dort überall umhergestreute Scherben von Gefässen seltsamster Formen. Steinfiguren, Bruchstücke von solchen, aufgerichtete Steine. Kurz,

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eine lockende Aussicht auf Dinge, die des Archäologen und Ethnographen Herz höher schlagen lassen. Herr Kanter erzählte, dass er vor etwa zwei Jahren die Höhlen zum ersten Male betreten habe, beschrieb, was er damals gefunden, wer die verschiedenen Stücke erhalten habe, von denen leider das meiste heute zerbrochen sei. Nur was er selbst in die Hacienda habe heraufschaffen lassen, sei wohlerhalten. Die Indios nennen die Lokalität "Quen-Santo", worin das indianische Wort "Quen" Höhle bedeutet, während der Ausdruck "Santo" ganz allgemein gebräuchlich ist für alte Idole. "Sontos de los Antiguos" hört man überall als Bezeichnung heidnischer Götterbilder. Ein Hauptstück des damaligen Fundes, eine sehr seltsame, grosse Thonvase, wahrscheinlich ein Räuchergefäss, befand sich wohlerhalten oben in Chaculá und wurde von seinem Besitzer dem Museum für Völkerkunde zu Berlin geschenkt, wo es heute eine Zierde der mittelamerikanischen Sammlungen bildet."

Anm: Der Ostersamstag des Jahres 1896 fiel auf den 4. April 1896

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