Das Architekturmodell aus Kalkstein gibt den oberen Teil einer Lotusbündelsäule mit geschlossenem Kapitell wieder. Das Kapitell ist in Gestalt einer Lotusknospe, die sich aus den reliefierten Blütenblättern zusammensetzt. Auf den Blätterspitzen liegt der quadratische Abakus. Die Blütenblätter des Kapitells sind in drei übereinander liegenden Schichten gegliedert. Von den vier äußeren Blättern gehen nach unten Zwischenstängel aus, die auf dem Säulenschaft in erhabenem Relief angegeben sind. Am oberen Abschluss des Schafts sind sie von einer fünffachen Schnürung zusammengebunden. Die Zwischenstängel bestehen aus jeweils fünf Elemente, drei kleinen Lotusknospen und zwei flankierenden Blättern. Auf der oberen Fläche des Abakus und der unteren Fläche des Säulenschafts sind Hilfslinien eingeritzt.
Derartige Lotusbündelsäulen waren seit der 5. Dynastie gelegentlich in ägyptischen Grabanlagen aufgestellt. Erst ab der Spätzeit und verstärkt in der Ptolemäerzeit traten sie häufiger auf. Das dreidimensionale Säulenmodell wurde entweder als Übungsstück oder als Vorlage bzw. Prototyp für geplante Bauvorhaben verwendet. Mithilfe eines solchen kleinformatigen Modells konnten komplizierte Detailstudien, wie zum Beispiel zu den Kapitellen und proportionalen Zusammensetzungen einzelner Elemente, vollzogen werden.
(I. Liao)
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