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Gemäldegalerie Malerei Tafelmalerei [28]
https://id.smb.museum/digital-asset/5594161 (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Christoph Schmidt (CC BY-NC-SA)
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Der tote Christus, von zwei Engeln gestützt (The Dead Christ supported by Two Mourning Angels)

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Beschreibung

Giovanni Bellini lebte im künstlerischen Umfeld seines Vaters Jacopo, seines Halbbruders Gentile und seines Schwagers Andrea Mantegna; er war unter anderem durch diese Vernetzung mit herausragenden Werken seiner Zeit in Norditalien vertraut. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde Giovanni zu einem der bekannten und einflussreichsten Maler in Venedig: In seiner Werkstatt lernten beispielsweise Giorgione und Tizian ihr Handwerk. Vermutlich kannte er von einem Aufenthalt in Padua das von Donatello geschaffene Relief mit Christus und zwei Engeln auf dem Hochaltar der Basilika des heiligen Antonius, das ihn möglicherweise zu seiner vielfach wiederholten und variierten Darstellung des Themas inspirierte. In unserem Berliner Werk wird deutlich, dass Giovanni Bellini sich bereits zuvor mit der Umsetzung des Motivs beschäftigt hat, es zeugt von einer sicheren Komposition und einem für seine Schaffenszeit ab den 1470er-Jahren sehr typischen Umgang mit Farbe. Giovanni rückt die Figuren nahe heran, inszeniert sie als formatfüllende Akteure und schafft durch einen engen Bildausschnitt eine konzentrierte Szene. Christus wird hier von zwei Engeln gestützt, die seine Arme halten. Die kleinen Hände der Himmelsboten müssen kraftvoll zufassen. Für den andächtigen Betrachter lässt Giovanni so die irdische Schwere des Leichnams bewusst werden. Die Darstellung Christi mit deutlichen Wundmalen an Oberkörper und Händen zeugt von detaillierten Studien des menschlichen Körpers: Hautfalten, Wundmale und Inkarnat erscheinen wie nach der Natur gemalt. Die Farbflächen wurden so gekonnt ineinander gearbeitet, dass der Körper Christi sehr plastisch wirkt. Bei dieser eindringlichen Darstellung der Hauptfigur sind weder erläuternde Beigaben wie die Marter-Werkzeuge, die sogenannten Arma Christi, noch ein landschaftlicher Kontext mit Grab oder Kreuz nötig. Hugo von Tschudi (1851–1911), der unter Wilhelm von Bode an der Gemäldegalerie arbeitete und 1896 Direktor der Nationalgalerie wurde, beschreibt die Szene am Ende des 19. Jahrhunderts folgendermaßen: »Von größter Innigkeit ist der Ausdruck der Engel, deren Köpfe sich zu dem Haupte des Erlösers neigen. Mit klagend geöffnetem Mund und forschenden Blickes wendet sich der eine zu Christus, als könne er nicht glauben, dass das Leben aus diesem Körper gewichen, während der zur Rechten seine großen Kinderaugen traurig nach oben richtet – ein Bild rührender gottvertrauender Ergebung, die ergreifender nicht geschildert werden kann.« Die melancholischen Blicke der Engel lassen die Szene zu einer Empathie herausfordernden Szene werden. Die in Nahsicht gezeigte, verdichtete Komposition lässt keine Verortung in der realen Welt zu. Sie enthebt das Dargestellte aller irdischen Maßstäbe. Auf diese Weise bewirkt der Maler durch Mittel der Komposition ein inniges Zwiegespräch zwischen gläubigem Betrachter und Andachtsbild.| 200 Meisterwerke der europäischen Malerei - Gemäldegalerie Berlin, 2019 ::::::::::::::_ Giovanni Bellini lived in the artistic circles of his father Jacopo, his half-brother Gentile and his brother-in-law Andrea Mantegna; partly as a consequence of these associations, he was familiar with outstanding works of his time in northern Italy. In the second half of the 15th century, Giovanni became one of the best-known and most influential painters in Venice: Giorgione and Titian, for example, learned their trade in his studio. From a stay in Padua he presumably knew Donatello’s relief of Christ and two angels on the high altar of the Basilica of Saint Anthony, which may have been the inspiration for his own depiction of the theme, which he repeated and varied a number of times. In the Berlin version, it is clear that Giovanni Bellini had previously considered the implementation of the motif, as it displays a sure hand in composition and a treatment of colour that was typical for his work in the period from the 1470s. Giovanni draws the figures closer in, fills the format with them, and creates a concentrated scene by framing it closely. Christ is supported here by two angels that hold his arms. The small hands of the heavenly messengers have to grasp them forcefully. In this way, Giovanni makes the devout beholder conscious of the earthly heaviness of the corpse. The depiction of Christ with clearly visible wounds on his torso and hands testifies to detailed studies of the human body: the folds of skin, wounds and flesh tones appear to have been painted from nature. The areas of colour were interwoven so skilfully that the body of Christ gains a highly three-dimensional appearance. In this compelling portrayal of the main figure, neither explanatory requisites such as the instruments of martyrdom, the so-called Arma Christi, nor a context in landscape with a tomb or a cross are needed. Hugo von Tschudi (1851–1911), who worked at the Gemäldegalerie under Wilhelm von Bode and became director of the Nationalgalerie in 1896, described the scene as follows at the end of the 19th century: “A great intensity of feeling is present in the expression of the angels, whose heads are inclined to that of the Saviour. One of them turns to Christ with his mouth open in lamentation and a penetrating gaze, as if he could not believe that life has departed from this body, while the angel on the right turns his large, childlike eyes sadly upwards – an image of touching submission and trust in God, which cannot be depicted more movingly.” The melancholy gaze of the angels make this a scene that demands empathy. The close-up, compressed composition does not permit it to be assigned to a location in the real world. It elevates what is represented above any earthly measure. In this way, by means of composition, the artist brings about an intense inner dialogue between the faithful beholder and the devotional painting.| 200 Masterpieces of European Painting - Gemäldegalerie Berlin, 2019

Material/Technik

Pappelholz

Maße

Bildmaß: 82,9 x 66,9 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 82.9 x 66.9 cm, Rahmenaußenmaß: 96,4 x 81,2 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 96.4 x 81.2 cm

Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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