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Gemäldegalerie Malerei [801G]
https://id.smb.museum/digital-asset/5243390 (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Catharina Hooft mit ihrer Amme (Portrait of Catharina Hooft with her Nurse)

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Beschreibung

Das von Frans Hals um 1620 gemalte Porträt eines kleinen Mädchens stellt eine große Seltenheit innerhalb der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts dar, ist das Kind hier doch zusammen mit seiner Amme präsentiert. Zudem handelt es sich bei dem Bild um das einzige Kinderporträt von Frans Hals, das wir heute noch kennen. Dargestellt ist Catharina Hooft, die 1618 als einziges Kind ihrer Eltern in Amsterdam geboren wurde. Kurz darauf übersiedelten ihre Eltern nach Haarlem, wo ihr Vater, der Jurist Pieter Hooft ein Haus erworben hatte und wo auch das Berliner Porträt entstanden sein dürfte. Ihr Onkel war der berühmte niederländische Dichter, Historiker und Dramatiker Pieter Corneliszoon Hooft. Mit nur 17 Jahren heiratete Catharina 1635 den sehr vermögenden, 19 Jahre älteren Cornelis de Graeff, einen der einflussreichsten Regenten und mehrfachen Bürgermeister von Amsterdam, sowie Staatsmann und Diplomat von Holland und der Republik der Vereinigten Niederlande. Ihrer hervorgehobenen gesellschaftlichen Stellung entsprechend, begegnet uns Catharina 18 Jahre später standesbewusst als einer der ersten Damen des Landes zusammen mit ihrem Ehemann auf zwei lebensgroßen Pendantbildnissen des Amsterdamer Malers Nicolaes Eliasz Pickenoy. Der besondere gesellschaftliche Status des kleinen, hier präsentierten Mädchens wird schnell anhand ihrer aufwendigen Kleidung deutlich. Sie trägt ein kostbares Brokatkleid mit feinsten Spitzen, das detailgetreu wiedergegeben ist. Insbesondere die zarte Klöppelspitze wurde von Frans Hals betont, indem er die abstehenden Spitzen des Kragens und des Häubchens vor einem dunklen Hintergrund präsentiert. Deutlich zu erkennen ist auch der steife Charakter der gestärkten Spitze, die gerade vom Körper absteht und deren Enden nicht umknicken. Obgleich Mädchen und Jungen im 17. Jahrhundert erst ab dem siebten Lebensjahr geschlechtsspezifisch gekleidet wurden, lässt sich aufgrund von Kostümdetails, wie dem flachen, breiten Kragen und der leicht eckigen Form der Haube feststellen, dass es sich bei dem Kind um ein Mädchen handeln muss. Sowohl Jungen als auch Mädchen trugen die rückseitig von den Schultern herabhängenden Stoffbänder, die u.a. als Lauflernhilfe dienten und auch an dem Kleidchen der Catharina Hooft vom rückwärtigen Ärmelansatz herabfallend zu erkennen sind. Neben der sehr hochwertigen Kleidung trägt Catharina Hooft auch reichlich goldenen Schmuck mit einem Anhänger, der mittig einen großen roten Stein zeigt. In ihrer linken Hand hält sie zudem eine goldene Rassel mit kleinen Schellen. Am oberen Ende der Rassel ist ein Stück aus einem dunklen, nicht eindeutig zu definierendem Material zu erkennen. Derartige Aufsätze bestanden in der Regel aus Halbedelsteinen, Korallen oder Perlmutt und dienten als eine Art von Beißring während des Zahnens. Vermutlich wurde die hier dargestellte Rassel nach einem konkreten Vorbild gemalt und befand sich vermutlich wirklich im Besitz von Catharina Hooft. Tatsächlich ist im Nachlass ihres Sohnes, der 1709 kinderlos verstarb, „eine goldene Rassel“ mit exakter Gewichts- und Wertangabe aufgeführt, die möglicherweise von seiner Mutter stammte. Da sich eine erstaunlich große Vielfalt von Rasseln auf niederländischen Kinderporträts des 17. Jahrhunderts finden lässt, geht man heute davon aus, dass es sich in den meisten Fällen um den realen Besitz der präsentierten Kinder handelt. Im Gegensatz zu dem kleinen Mädchen, ist die dargestellte Amme ihrem Status als Bedienstete entsprechend schlicht gekleidet. Sie trägt ein altmodisches, schwarzes Kleid, eine Haube und einen einfachen Faltenkragen. Vor allem jedoch fehlen ihr, die für eine Dame obligatorischen, Manschetten an den Ärmeln. In ihrer Rechten befindet sich eine Birne, die sie empor hält und dem Kind anbietet. Ammen, deren Aufgabe ausschließlich in dem Stillen und Betreuen eines Kindes bestand, nahmen in der Regel im Hausgesinde eine hervorgehobene Stellung ein. Nur wenige Familien der Oberschicht oder des gehobenen Bürgertums konnten sich den Luxus einer Amme leisten, die damit zu einer Art von Statussymbol wurde. Im Gegensatz zu Frankreich oder England, wo viele Kinder zu einer Amme auf dem Land gegeben wurden, handelte es sich in der Republik der Vereinigten Niederlande bei den Ammen um hauseigene Bedienstete. Aufgrund der innigen Bindung zum Kind waren Bezahlung und Wertschätzung der Ammen deutlich höher, als bei anderen Bediensteten. Oftmals blieb auch nach dem Weggang der Frauen eine herzliche Beziehung zu ihnen bestehen. In Frans Hals Porträt kommen die große Vertrautheit und das innige Verhältnis von Amme und Kind, aber auch die deutlichen Standesunterschiede, die sich vor allem in der Kleidung wiederspiegeln, deutlich zum Ausdruck. Möglicherweise wurde das Doppelporträt denn auch als Erinnerungsstück beauftragt. Wie zeitgenössische Dokumente belegen, bewahrte Catharina Hooft ihr Kinderbildnis zeitlebens. Nach ihrem Tod 1691 gelangte es in den Besitz ihres Sohnes Pieter de Graeff, in dessen Nachlassinventar es als »een minne met een Kindje van Frans Hals« (eine Amme mit einem kleinen Kind von Frans Hals) auftaucht. So spontan und natürlich die Berliner Komposition erscheint: die Amme mag derart posiert haben, das einjährige Kind ganz sicher nicht. Es ist Frans Hals Kunstfertigkeit zu verdanken, dass das Bild einen so unkomplizierten, die Figuren einen so eng aufeinander bezogenen Eindruck machen, in dem die Momenthaftigkeit der Erscheinung und die lebensvolle Gegenwärtigkeit in der meisterhaft-illusionistischen Malweise festgehalten wurde.| 200 Meisterwerke der europäischen Malerei - Gemäldegalerie Berlin, 2019 |--Hier Übersetzung--::: This portrait of a little girl painted by Frans Hals in about 1620 is a great rarity in 17th-century Dutch painting, as she is presented here with her nurse, a highly unusual form of depiction. Furthermore, this painting is the only portrait of a child by Frans Hals that is known today. It represents Catharina Hooft, who was born in 1618 in Amsterdam, her parents’ only child. Shortly afterwards they moved to Haarlem, where her father, the lawyer Pieter Hooft, had bought a house, and where the Berlin portrait was presumably painted. Her uncle was the famous Dutch poet, historian and dramatist Pieter Corneliszoon Hooft. In 1635, at the age of only 17, she married a man 19 years older, the extremely wealthy Cornelis de Graeff, one of the most influential figures in then government of Amsterdam, mayor of the city several times, and also a statesman and diplomat in the service of the province of Holland and the Republic of the United Netherlands. In keeping with her elevated social status, Catharina was shown in 1636 with her husband on two life-sized matching portraits by the Amsterdam painter Nicolaes Eliasz Pickenoy, conscious of her rank as one of the leading ladies in the country (fig. p. 241). The special social status of the small girl presented here is quickly made apparent by her elaborate clothing. She wears a precious brocade dress, reproduced in faithful detail, with the finest lace. Frans Hals particularly emphasised the bobbin lace by showing the projecting tips of the collar and the bonnet against a dark background. The stiffness of the starched lace, which stands out straight from the body without bent ends, is clearly visible. Although in the 17th century girls and boys were not given gender-specific clothes until their seventh year, it can be seen from details of the costume, for example the flat, broad collar and the slightly angular form of the bonnet, that this child must be a girl. Both girls and boys wore ribbons hanging down at the back from their shoulders, partly as an aid in learning to walk. These can be seen dangling from the top rear of the sleeve of Catharina Hooft’s little dress. In addition to her highly exclusive clothes, Catharina Hooft wears a good deal of golden jewellery, with a pendant that includes a large red stone at its centre. In her left hand, she also holds a golden rattle with small bells. At the top of the rattle is a piece of a dark material that cannot be conclusively identified. Such pieces were usually made of semi-precious stones, coral or mother of pearl, and were used as a kind of teething ring. The rattle shown here was presumably painted according to a specific original and really belonged to Catharina Hooft. Indeed, in the estate of her son, who died childless in 1709, is listed “a golden rattle” with exact details of its weight and value that may have been passed down by his mother. As an astonishing variety of rattles can be seen on Dutch children’s portraits of the 17th century, it is believed today that in most cases they actually belonged to the children portrayed. In contrast to the little girl, the nurse is clothed in accordance with her status as a servant. She wears an old-fashioned black dress, a bonnet and a plain pleated collar. Above all, she lacks the cuffs on her sleeves that were obligatory accessories for a woman. In her right hand is a pear, which she holds up and offers to the child. Nurses, whose tasks consisted exclusively in breast-feeding and looking after a child, usually had a leading position among the household servants. Only a small number of families from the upper class or the higher bourgeoisie could afford the luxury of a nurse, who thus became a kind of status symbol. In contrast to the situation in France and England, where many children were sent out to a nurse in the country, nurses were domestic staff in the Republic of the United Netherlands. In recognition of their close ties to the child, nurses enjoyed considerably higher wages and appreciation than other servants. A warm relationship to these women often remained even after they left. Frans Hals’ portrait clearly expresses the great intimacy and close relationship between nurse and child, but also the large difference in rank, which is reflected above all in their clothing. The double portrait was possibly commissioned as a souvenir piece. As shown by contemporary documents, Catharina Hooft kept the portrait from her childhood to the end of her life. After her death in 1691, it came into the possession of her son Pieter de Graeff and appears in the inventory of his estate as “een minne met een Kindje van Frans Hals” (a nurse with a small child by Frans Hals). Spontaneous and natural as the composition of the work in Berlin seems, the nurse may have posed in this way, but the one-year-old child undoubtedly did not. It is a mark of Frans Hals’ artistry that the painting makes such an uncomplicated impression, the persons portrayed an appearance of such closeness, thanks to his masterly illusionistic manner of painting that captures the momentary nature of the scene and its lifelike presence.| 200 Masterpieces of European Painting - Gemäldegalerie Berlin, 2019

Material/Technik

Leinwand

Maße

Bildmaß: 91,8 x 68,3 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 91.8 x 68.3 cm, Rahmenaußenmaß: 108,5 x 86,7 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 108.5 x 86.7 cm

Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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