Demütig ist der Blick des Alten nach innen gekehrt, die Rechte liegt beteuernd auf der Stelle seines Herzens. Die Gestaltung des Kopfes verrät solide anatomische Kenntnisse des Malers. Gut erkennbar ist das Schädelgerüst, präzise überzogen mit Fleisch, Blutgefäßen, Haut und Haaren. Bart, Haartracht, einfaches Wams und Filzhut lassen an einen Mennonitenprediger denken. Das in den Bildern Balthasar Denners wiederholt vorkommende Modell, legt die Vermutung nahe, dass es sich hier um den Vater handelt, der ein in Hamburg ansässiger Mennonitenprediger war. Tiefe Frömmigkeit, Gewerbefleiß und Abkehr von irdischen Zerstreuungen war den Mennoniten als geistige Nachfahren der Wiedertäufer eigen. Balthasar Denners ausgeprägter Realitätssinn im Physiognomischen ersetzt die Attitüde barocker Repräsentationsporträts zugunsten der Hervorhebung seelischer Charakteristika. Der Bildträger ist eine ungewöhnlich große Kupfertafel. SIGNATUR / INSCHRIFT: Bez. rechts oben im Grund: Denner. feci(t) 1720
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