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Gemäldegalerie Malerei Tafelmalerei [898B]
https://id.smb.museum/digital-asset/5391307 (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Christoph Schmidt (CC BY-NC-SA)
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Blick in den Chorumgang von St. Bavo in Haarlem (View into the Ambulatory of the St. Bravo Church in Haarlem)

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Beschreibung

Als einer der ersten niederländischen Maler spezialisierte sich Saenredam auf die Darstellung von Kirchenansichten, insbesondere von Kircheninnenräumen. Seine Bilder basieren auf exakten, nach Gesetzen der Perspektive konstruierten Vorstudien und liefern ein genaues Abbild der vorhandenen Situation. Auch zu dem Berliner Bild, einer Innenansicht der zwischen 1370 und 1520 erbauten spätgotischen St. Bavo-Kirche in Haarlem, existieren zwei Vorzeichnungen (Haarlem, Gemeentearchief / London, Courtauld Institute of Art, Witt Collection). Die dreischiffige Basilika wurde von Saenredam auch aus weiteren Blickwinkeln verewigt. Im Querschiff stehend, blickt der Betrachter Richtung Osten in den südlichen Chorumgang. Die sechs Joche, aus denen das Kreuzrippengwölbe entspringt, werden mit Rundpfeilern und Halbsäulen gebildet. Durch drei hohe Lanzettfenster mit weißer Verglasung und gotischen Maßwerkabschlüssen fällt kühles Licht ein. Den Eingangsbogen in den Umgang hat Saenredam aus der Symmetrieachse leicht nach links verschoben. Er wird vom oberen Bildrand überschnitten, was seine monumentale Wirkung noch unterstreicht und rahmt durch seine Positionierung im Bildvordergrund die Komposition. Seit ihrer Reformierung 1578 von allem bildlichen und architektonischen Zierrat befreit, wirkt die weiß getünchte Kirche ausschließlich über ihre architektonischen Formen und das Spiel von Licht und Schatten. Es entfaltet seine Wirkung insbesondere in der Gewölbezone, wo die tiefen Zwickelfelder zwischen den Kreuzrippen starke Hell- und Dunkelkontraste erzeugen und den Raum in abstrakt geometrische Formen auflösen. Dies sind die gestalterischen Mittel, die den Kern von Saenredams künstlerischem Schaffen bilden. Kristalline, grafische Klarheit sowie eine reduzierte Farbskala mit fein nuancierten Weiß- Grau- und Gelbwerten, für die auch Goldstaub zur Verwendung kam, sind charakteristische Merkmale seines Werks. Auf diese Weise verlieh der Maler den Kircheninnenräumen eine schlichte und zugleich differenzierte Lichtwirkung, ganz so, als würde die Architektur aus sich heraus leuchten. Die einzigen schmückenden Elemente sind zwei jeweils an einem Pfeilern bzw. einer Halbsäule angebrachte Totenschilde, sowie zwei vergoldete Kerzenleuchter. Eine in starkem Kontrast zu den hellen Wandflächen stehende Orgel aus dunklem Holz ist zwischen zwei Jochen an der Außenwand angebracht, an deren Brüstung der Maler das Gemälde gut sichtbar mit seiner Signatur „P. Saenredam fecit.“ versehen hat. Ergänzend findet sich die Datierung „P[ieter]S[aenredam]A[nno] 1635“ am Fuße eines Pfeilers in der rechten vorderen Bildecke. Die Figurenstaffage erzählt die biblische Szene der Darbringung Christi im Tempel: In der Brouwerskapel (die Kapelle der Brauergilde) wartet der Hohepriester auf die Heilige Familie. Maria und Josef folgen Simeon mit dem Jesuskind auf dem Arm. Die Prophetin Hanna tritt, auf einen Stock gestützt, aus dem Mittelschiff der Kirche zur der Gruppe. Durch ihre Verlegung in die Haarlemer Kirche wird die Szene in die Lebenswelt der zeitgenössischen Betrachter übertragen. Formal dient die Figurenstaffage der Klärung des Raumzusammenhangs, da sie auf die jenseits des Bildraums gelegenen Bauteile verweist, aus denen die Personen herantreten oder sich entfernen, wie etwa der Mann im Hintergrund, der nur diesem Zweck dient. Die Figurenstaffage wurde, in Kooperation mit Saenredam, von einem anderen, namentlich heute nicht mehr bekannten Künstler eingefügt. Eine derartige Form der Zusammenarbeit von zwei Spezialisten war gängige Praxis in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts.| 200 Meisterwerke der europäischen Malerei - Gemäldegalerie Berlin, 2019 SIGNATUR / INSCHRIFT: An der Plinthe der Orgelbalustrade: P. Saenredam fecit. PSA (verbunden) 1635 ::::::::::::::::::::::_ Saenredam was one of the first Dutch painters to specialise in depicting churches, especially church interiors. His works are based on exact preliminary studies, designed according to the laws of perspective, and provide a precise depiction of the situations that he found. For the painting in Berlin, an interior view of the late Gothic church of Sint Bavo in Haarlem, built between 1370 and 1520, two preliminary drawings exist (Haarlem, Gemeentearchief, and London, Courtauld Institute of Art, Witt Collection). This basilica, with its nave and two aisles, was also commemorated by Saenredam from other viewpoints. Standing in the transept, the viewer looks east to the south choir ambulatory. The six bays that support the cross-ribbed vaulting are shown with round piers and half-columns. Cool light falls through three tall lancet windows with white glass and Gothic tracery at the top. Saenredam has shifted the arch at the entrance to the ambulatory slightly to the left of the axis of symmetry. It is cropped by the upper edge of the picture, underlining its monumental effect and framing the composition through its position in the foreground. Cleared of all visual and architectural adornment since becoming a Reformed church in 1578, the whitewashed building generates its effect entirely through its architectural forms and the play of light and shade. This applies particularly to the vaulting zone, where the deep squinches between the crossed ribs produce strong contrasts of dark and light, dissolving the space into abstract geometrical shapes. These are the artistic means that constitute the core of Saenredam’s creative work. Crystalline, graphic clarity and a reduced colour scale with finely nuanced shades of white, grey and yellow, for which gold dust was sometimes used, are characteristic features of his oeuvre. In this way the artist lent simple but at the same time differentiated effects of lighting to church interiors, as if the architecture radiated from within. The only decorative elements are the two memorials, one attached to a pier and one to a half-column, and two gilded candelabra. An organ of dark wood, forming a strong contrast to the bright surfaces of wall, is installed between two bays on the outer wall. On its balustrade, the artist has added his clearly visible signature “P. Saenredam fecit”. To complement this, the date “P[ieter]S[aenredam] A[nno] 1635” can be seen at the foot of a pier in the right-hand corner at the front. The staffage of figures tells the biblical story of the presentation of Christ in the temple: in the Brouwerskapel (the chapel of the guild of brewers), the high priest waits for the Holy Family. Mary and Joseph follow Simeon, who has the Christ Child on his arm. The prophet Hanna, supported by a stick, emerges from the choir of the church towards the group. By transporting the scene to the church in Haarlem, Saenredam transferred it to the world in which contemporary beholders lived. In formal terms the figures serve to clarify the spatial context, as they indicate parts of the building that lie beyond the space depicted, from which people approach or into which they disappear, like the man in the background who serves this purpose only. In cooperation with Saenredam, these figures were inserted by another artist, whose name is no longer known. This type of collaboration between two specialists was common practice in the Netherlands in the 17th century.| 200 Masterpieces of European Painting - Gemäldegalerie Berlin, 2019

Material/Technik

Eichenholz

Maße

Rahmenaußenmaß: 69,5 x 56,4 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 69.5 x 56.4 cm, Bildmaß: 48,4 x 36,9 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 48.4 x 36.9 cm

Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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