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Gemäldegalerie Malerei Tafelmalerei [574A]
https://id.smb.museum/digital-asset/5390823 (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Die Schachpartie (The Chess Game)

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Beschreibung

Als sich Dürer 1521 in Antwerpen aufhielt, traf er mit Lucas van Leyden zusammen. Er notierte in seinem Tagebuch: »Mich hat zu Gast geladen Meister Lucas, der in Kupfer sticht, ist ein kleins Männlein und bürtig von Leyden aus Holland.« Bei dieser Gelegenheit hat Dürer eine Porträtskizze des Künstlers angefertigt und mit ihm Kupferstiche getauscht. Für Lucas van Leyden muß die persönliche Begegnung mit Dürer von besonderer Bedeutung gewesen sein, da dessen Graphik ihm weit entscheidendere Anregungen vermittelt hat als die spätgotisch manieristische Kunst seines Lehrers Cornelis Engebrechtsz. Carel van Mander, der Biograph der niederländischen Künstler, rühmt Lucas van Leyden, der jung verstarb, als ein frühreifes Talent. Bereits mit neun Jahren soll er den Grabstichel sicher gehandhabt und schon wenige Jahre später sein erstes Bild gemalt haben. Folgt man dem von van Mander überlieferten Geburtsdatum, dann hätte der junge Künstler seine Schachpartie bereits mit 14 Jahren gemalt. In der Tat ist das Bild in jeder Hinsicht bemerkenswert. Es ist eines der ersten Genrebilder der holländischen Malerei, eine der Inkunabeln dieser neuen Bildgattung, die sich im 17. Jahrhundert so großer Beliebtheit erfreuen sollte. Die Szene erweckt den Eindruck, als sei sie dem täglichen Leben abgeschaut. Sie ist in Wahrheit jedoch so sorgsam komponiert wie eine kunstvoll inszenierte Theateraufführung und enthält wie diese eine an den Betrachter gerichtete Botschaft. Das kleine Halbfigurenbild zeigt insgesamt zwölf Personen, zehn Männer und zwei Frauen, die dichtgedrängt neben- und hintereinander angeordnet sind. Der Schauplatz des Geschehens ist zu einer dunklen Folie reduziert, von der sich die differenziert gestalteten und in die verschiedenen Richtungen gewendeten Gesichter prägnant abheben. Im Mittelpunkt steht das Spiel zwischen einer Dame und einem jungen Mann, deren Spielzüge einige der Zuschauer mit regem Interesse verfolgen. Die junge Dame wird bei ihrem vielleicht entscheidenden Zug von einem älteren Mann beraten. Das Gesicht ihres Gegenspielers scheint Überraschung, vielleicht auch verhaltene Überlegenheit auszudrücken. Er hat sich zur Seite gewendet, die Mütze abgenommen und kratzt sich nachdenklich am Kopf. Das Schachbrett weist 12 x 8 Felder auf. Es handelt sich um das seit dem 13. Jahrhundert übliche Kurierspiel, bei dem jeder Teilnehmer zusätzlich vier Bauern sowie als neue Figuren zwei Kuriere, einen Berater und einen Nachzügler (Courier, Mann-Rath, Schleich) erhielt. Zur Frage nach der Bedeutung des Spiels und des Bildes sei daran erinnert, daß die strengen Regeln des Schachspiels seit altersher mit der Ordnung der menschlichen Gesellschaft gleichgesetzt wurden, in der der König mehr vermag als der Bauer. Daneben galt das Schachspiel vor allem als Metapher für Liebe und Liebesspiel. Darstellungen junger Paare beim Schachspiel im Liebesgarten unterstreichen den erotischen Aspekt. Dabei ist der Ausgang des Wettstreits letztlich von untergeordneter Bedeutung, da dem Verlierer beim Spiel das Glück in der Liebe winkt. In seinem kompositionell verwandten Bild der Kartenlegerin (um 1509; Paris, Musée du Louvre) zeigt Lucas van Leyden eine junge Frau, die einem Jüngling die Zukunft voraussagt und ihm dabei, als Zeichen ihrer Zuneigung, eine Blume überreicht. Der hinter ihr stehende Narr verdeutlicht, daß der Jüngling in seiner törichten Verblendung den Listen des Weibes erliegt. Unter diesem Aspekt muß auch die besondere Aussage der Schachpartie gesehen werden. Sie knüpft an das Thema der »Weibermacht« an, dem Lucas van Leyden allein zwei Zyklen seines graphischen Schaffens gewidmet hat.| 200 Meisterwerke der europäischen MalereiGemäldegalerie Berlin, 2019 ::::::::::::::::::::_ In 1521, when Dürer was staying in Antwerp, he became acquainted with Lucas van Leyden. In his diary, he notes: “Master Lucas, who engraves in copper, has invited me; he is a little man, and was born in Leyden in Holland, but now lives in Antwerp.” On this occasion, Dürer executed a portrait sketch of the artist, and exchanged engravings with him. For Lucas van Leyden, a personal meeting with Dürer must have had a very special significance, since the print works of the German artist had supplied him with far more decisive stimuli than the late Gothic Mannerism of his teacher Cornelis Engebrechtsz. Carel van Mander, the biographer of the Netherlandish artists, praised Lucas van Leyden, who died young, as a precocious talent. He is said to have handled the engraving burin with confidence when he was just nine years old, and to have painted his first picture just a few years later. If we accept the date of birth supplied by van Mander, then the young artist must have executed his Game of Chess when he was just 14 years old. In fact, the picture is remarkable in a number of respects. It is the first Netherlandish genre painting, one of the incunabula of this new pictorial genre, which would enjoy such enormous popularity in the 17th century. The scene makes the impression of being drawn directly from daily life. In truth, however, it is as painstakingly composed as an artfully staged theatre production, and like a play, conveys a specific message to the beholder. This small picture, composed of half figures, contains altogether twelve people, ten men and two women, all densely arranged alongside and behind one another. The setting of the action has been reduced to a dark backdrop, from which the highly individualised faces, all turned in various directions, are set off distinctly. At the centre, a chess match is underway between a woman and a young man, its progress followed by some of the onlookers with keen interest. The young woman receives advice from an older man, perhaps concerning a decisive move. Her opponent’s face seems to express astonishment, and perhaps restrained embarrassment as well. He turns towards the side, having removed his hat, and scratches his head thoughtfully. The chess board displays 12 × 8 fields. The game in question is Courier Chess, customary beginning in the 13th century, in which each player has four additional pawns as well as new figures, namely two couriers, a sage, and a jester (Courier, Mann-Rath, Schleich). In addressing the question of the meaning of the game in this image, it is worth recalling that the strict rules of chess had been equated since time immemorial with the ordering of human society, in which the king has more prerogatives than the peasant. Chess was also regarded as a metaphor for love and the rituals of courtship. The erotic dimension was underscored by depictions of young couples playing chess in a garden of love. The outcome of the competition, meanwhile, is a secondary concern, since the loser of the game can look forward to the joys of love. In a compositionally related picture known as The Fortuneteller (circa 1509; Paris, Musée du Louvre), Lucas van Leyden depicts a young woman who foretells the future of a youth, at the same time handing him a flower as a token of her inclinations. The presence of a fool, who stands behind her, suggests that the youth, in his foolhardy blindness, will soon succumb to the woman’s guiles. The specific message of The Game of Chess should be interpreted in the same spirit. It takes up the theme of the “power of women”, to which Lucas van Leyden devoted two cycles of print works.| 200 Masterpieces of European Painting – Gemäldegalerie Berlin, 2019

Material/Technik

Eichenholz

Maße

Rahmenaußenmaß: 38,4 x 46,7 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 38.4 x 46.7 cm, Bildmaß: 28,1 x 36 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 28.1 x 36 cm

Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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