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Gemäldegalerie Malerei Tafelmalerei [912C]
https://id.smb.museum/digital-asset/5210525 (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Christoph Schmidt (CC BY-NC-SA)
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Das Glas Wein (The Glass of Wine)

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Beschreibung

Im Widerschein kühlen Tageslichts, das von links vor allem durch das vordere der beiden Fenster dringt, sitzt eine junge Frau an einem Tisch und trinkt Wein. Sie hat das Glas zur vollen Neige gegen ihr Antlitz gekehrt, als wolle sie sich dem abwartenden Blick des eleganten Kavaliers entziehen, der mit dem Weinkrug in der Hand, jedoch ohne eigenes Glas, zum Nachschenken bereitsteht. Eine amouröse Beziehung zweifelhaften Charakters ist angebahnt. Dennoch haftet dem Vorgang nichts Derbes, nichts vordergründig Erotisches an. Auf Stuhl und Tisch wurde eine Cister und Noten beiseitegelegt, möglicherweise ein Hinweis auf das gemeinsame Musikzieren des Paares. Vermeer transformierte hier ein gängiges Thema der holländischen Genremaler. Möglicherweise wurde er von seinem Malerkollegen Gerard ter Borch inspiriert, der ebenfalls das Motiv eines Kavaliers malte, der, die Hand an der Flasche, einer Dame beim Trinken zusieht. Während der Herr in dem Gemälde ter Borchs seiner Dame jedoch den Arm um die Schulter legt, liefert Vermeer keinen expliziten Hinweis auf die Natur der Beziehung seines Paares. Ob der Alkoholgenuss in Ausschweifung enden wird, bleibt ungewiss. Auf der linken Seite ist ein leicht geöffnetes Fenster mit farbigem Wappen dargestellt, auf der eine Frauengestalt mit verschlungenen Bändern in der Hand zu erkennen ist. Eine entsprechende Figur findet sich unter den Emblemen, die G. Rollenhagen 1617 ediert hat. Die Bänder erweisen sich dort als Zaumzeug, neben dem Winkelmaß ein Attribut der »Temperantia « (Mäßigkeit). Der begleitende Text des Emblems lautet: »Mens Servare Modum, rebus sufflata secundis, / Nescit, et affectus fraena tenere sui.« (Das Herz weiß das Maß, wenn es vom Glückshauch getroffen wird, nicht zu wahren und den Gefühlen Zügel anzulegen.) Dieser Hinweis bezieht sich nicht nur auf das Weintrinken, sondern insgesamt auf die Beziehung der dargestellten Akteure und der absehbaren, fehlenden Zurückhaltung beider. Es ist eine Warnung das rechte „Maß zu wahren“. Noch in einem zweiten Bild verwendete Vermeer die Darstellung dieses Emblems in demselben Kontext. In dem GemäldeMädchen mit Weinglas“ (Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig) sind die anzüglichen Avancen des Herren jedoch weitaus expliziter hervorgehoben. Die Nahsicht der Dinge ist im Berliner Werk erstmals aufgegeben. Vermeer lässt den Betrachter zurücktreten, indem er diesen durch den leeren Stuhl am Tisch abgrenzt. Der gewonnene Abstand weitet den Blickwinkel. Das Interieur wird nicht länger als Teil des Figurenausschnitts wahrgenommen, vielmehr sind die Figuren nun Teil des Interieurausschnitts. Neuerungen dieser Art weisen auf den Einfluss der ersten Meisterwerke Pieter de Hoochs, des um drei Jahre älteren Delfter Malerkollegen Vermeers. De Hoochs Interieurdarstellungen der Zeit um 1658 sind in erster Linie von der Architektur des Innenraums her erdacht und gestaltet. Was allerdings Vermeer aus einem Interieur de Hoochschen Typs zu machen imstande war, verdeutlicht gerade das Berliner Bild, das durch seinen streng kalkulierten Aufbau beeindruckt, auch durch den Illusionismus der Malweise, der selbst in der Differenzierung von Oberflächenwerten erhalten bleibt, ohne sich in dieser rein sachbezogenen Bestimmung bereits zu erschöpfen. Im überall gegenwärtigen Licht erlangen die Dinge den Anschein einer höheren Qualität.| 200 Meisterwerke der europäischen Malerei - Gemäldegalerie Berlin, 2019 :::::::::::::::::_ Illuminated by cool daylight entering through two windows, mainly through the front one, a young woman sits at a table and drinks wine. She presses the glass to her face to empty it completely, as if she wanted to avoid the expectant look of the elegant cavalier, who stands with the jug in his hand but no glass of his own, ready to pour more wine. An amorous relationship of a dubious nature has been initiated. Nevertheless, the events are not imbued with anything crude or superficially erotic. On the chair and table, a cittern and sheets of music have been set aside, a possible reference to the couple having made music together. Here, Vermeer transforms a common subject of Dutch genre painters. He may have been inspired by his colleague Gerard Ter Borch, who also painted the motif of a cavaliers who watches a lady drinking, his hand on the bottle. Whereas the gentleman in Ter Borch’s painting has laid his arm around the lady’s shoulder, Vermeer provides no explicit clue to the nature of the couple’s relationship. It remains unclear whether the enjoyment of alcohol will end in debauchery. On the left, on a slightly open window with a colourful coat of arms, the figure of a woman with interlacing straps in her hand can be discerned. A figure of this kind is among the emblems that G. Rollenhagen published in 1617. Here the straps prove to be harnesses, which alongside the set square are an attribute of “La Temperantia” (temperance). The text that accompanies the emblem is “Mens Servare Modum, rebus sufflata secundis, / Nescit, et affectus fraena tenere sui.” (The heart knows not how to maintain moderation and rein in the feelings when it is touched by a breath of fortune.) This statement relates not only to drinking the wine, but in general to the relationship between the two persons depicted and their foreseeable lack of restraint. It is a warning to “maintain moderation”. In a second work, Vermeer applied a depiction of this emblem to the same context. In the painting Girl with a Wine Glass (Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum) the indecent advances of the gentleman are emphasised much more explicitly, however. In this work in Berlin, the close-up view is abandoned for the first time. Vermeer makes viewers stand back, separating them by means of the unoccupied chair at the table. The distance thus gained widens the angle of view. The interior is no longer perceived as part of an excerpt of figures, but rather the figures are now part of this excerpt from the interior. Innovations of this kind point to the influence of the first masterpieces by Pieter de Hooch, a painter colleague of Vermeer from Delft who was three years older. De Hooch’s interiors of around 1658 are primarily conceived and designed starting from the interior architecture. What Vermeer, however, was able to achieve with an interior of the type painted by de Hooch is demonstrated particularly by this painting. The Berlin work is impressive in its austerely calculated structure and also in the illusionistic manner of painting, which is retained even in the differentiation of surface characteristics but without being reduced to this purely item-related purpose. In the ubiquitous light, objects take on the appearance of possessing a higher quality.| 200 Masterpieces of European Painting - Gemäldegalerie Berlin, 2019

Material/Technik

Leinwand

Maße

Bildmaß: 67,7 x 79,6 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 67.7 x 79.6 cm, Rahmenaußenmaß: 87,3 x 98,4 x 8 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 87.3 x 98.4 cm, Gewicht: 17,2 kg

Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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