Takeshi Hara, der in Nagoya geboren wurde und heute in Tôkyô lebt und arbeitet, hat nur ein Motiv, auf das er sich in seinen druckgrafischen Arbeiten beschränkt und welches er seit den 1970er Jahren ausschließlich wiederholt: Striche. In erstaunlicher Variationsbreite präsentieren sich die Bilder, obgleich sie einen immer ähnlich aufgebauten Bewegungsduktus von breiten, von oben nach unten führenden, zickzackförmigen Pinselstrichen zeigen. Hara erreicht jedoch durch eine große Spannbreite fein nuancierter Farben und durch zusätzlich eingesetzte Glimmereffekte, im vorliegenden Blatt ist es feiner Silberstaub, vielfältige Wirkungen. Die Verbindung und das Spiel zwischen changierendem Licht und linearer Bewegung aufzuzeigen, scheint Haras Anliegen zu sein. Dabei formuliert er jedesmal mit einem Höchstmaß an Objektivität seine dennoch ganz persönliche kalligrafische Formel. Haras Motivschatz enstammt der kalligrafischen Tradition Ostasiens. Die Bewegungen von Pinsel und Tusche seinen Werken atmen jedoch nicht den spontanen, an- und abschwellenden, lebendigen Tuscheauftrag der traditionellen Tuschemalerei, sondern sie besitzen das plakative Moment und den grellen Schwung der Pop-Art. Damit gelingt es Hara, die eigenen kulturellen Bildtraditionen mit westlichen Auffassungen zu verbinden. Takeshi Haras Medien der künstlerischen Umsetzung sind zumeist die Radierung, der Siebdruck oder, wie hier, die Lithografie. Alle drei Druckverfahren sind in Japan seit den späten 1960er Jahren neben dem traditionellen Holzschnitt zu den bevorzugten Drucktechniken geworden. Takeshi Haras Vorliebe für die Lithografie entspringt der Möglichkeit, mit dieser Technik eine brillante Farbigkeit und sanfte Oberfläche zu schaffen.
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