Die Kastenseiten sind durch die Beschläge und das darauf dezidiert Rücksicht nehmende Schnitzwerk in insgesamt zwölf Bildfelder geteilt. Die vier Felder am Deckel sind durch ihre architektonische Rahmung mit spitzbogigen Dreipassarkaden besonders hervorgehoben. Hier sind drei einander zärtlich zugewandte Liebespaare dargestellt. Außen erscheinen sie jeweils gemeinsam unter einer Arkade stehend, links ist die Begegnung der Liebenden, rechts eine zärtliche Unterhaltung dargestellt. Die zentrale Szene ist über die beiden mittleren Bildfelder verteilt und zeigt einen knienden Jüngling, den die vor ihm sitzende Angebetete bekränzt. An der Front- und der Rückseite des Kästchens sind die zentralen Bildfelder nicht nur durch den Handlungsbezug der Dargestellten sondern auch formal zusammengefasst. Neben dem Schloss erscheint rechts eine Dame mit einem Gefäß, links ein Jüngling mit einem Vogel in den Händen. Direkt unterhalb des Schlosskastens sitzt in geduckter Haltung ein Löwe, vielleicht als Anspielung auf die Romanfigur des Löwenritters Iwein. Im Bildfeld am linken Rand macht ein kniender Jüngling einer Dame eine Liebeserklärung, am rechten Rand erscheint ein Mann mit einem wohl als Symbol der Treue zu deutenden Hund. Die Rückseite des Kästchens ist in ähnlicher Weise gegliedert: ein breites Mittelfeld wird von zwei schmaleren Feldern flankiert. Im Zentrum ist ein tanzendes Paar neben einem Handorgelspieler dargestellt, von links nähert sich eine Dame mit Kranz, von rechts ein Jüngling mit Blumen (?). Das Relief an der rechten Schmalseite des Kästchens zeigt einen knienden Jüngling vor einer sitzenden Dame, das an der linken Schmalseite ein stehendes Paar im galanten Gespräch, hier greift der Jüngling der Geliebten zärtlich ans Kinn. Teilweise sind die Darstellungen redundant, auch schließen sie sich nur partiell zu chronologisch oder interaktiv aufeinander bezogenen Szenenfolgen zusammen.
Am Schlosskasten befindet sich die nachträglich eingravierte Inschrift AD (Anno Domini), am Überwurf des Schlosses die zugehörige Jahreszahl 1666, die sich wohl auf eine Reparatur oder eine Neunutzung des Kästchens bezieht.
Alle fünf Reliefplatten sind vollständig erhalten, die linke Seitenplatte ist zersprungen und durch ein innen hinterlegtes Silberblech fixiert. Am rechten Rand der Deckelplatte befindet sich ein Bruch im Material, der in Folge mechanischer Belastung bei der Montage des hier sitzenden Beschlages entstand. Die dünne Bodenplatte ist stark verzogen. LL
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