Das Armreliquiar des hl. Sigismund gehört zu den ältesten erhaltenen Zeugnissen dieses weit verbreiteten Typs der „redenden“ Reliquiare. Nach einer, allerdings erst um 1300 an der Unterseite des Sockels eingeritzten, Inschrift birgt es Reliquien des heiligen Burgunderkönigs Sigismund († 524), den die brunonischen Gründer des Braunschweiger Blasius-Stiftes zu ihren Ahnen zählten.
Das Armreliquiar erhebt sich über einem quadratischen Sockel mit Tatzenfüßen. Das getriebene Rankenwerk an der Oberseite des Sockels steht stilistisch in der Tradition der vegetabilen Ornamentik am Hezilo-Leuchter und an der Rückseite des Hezilo-Kreuzes in Hildesheim. Es bildet zusammen mit dem Filigran an den Borten der Ärmel des Unter- und des Obergewandes sowie an der Zarge und in den Spitzovalen des Sockels einen wichtigen Anhaltspunkt für die Datierung und Lokalisierung der Entstehung des Reliquiars.
Im ausgehenden 13. oder frühen 14. Jahrhundert wurde die ursprünglich wie die Ärmel in Silberblech getriebene Hand durch eine aus Bronze gegossene ersetzt. Diese hält in manierierter Weise zwischen drei Fingern einen Knauf mit aufgesetzter Lilie. Darin wurde die verkürzte Darstellung eines Lilienzepters erkannt. Im Zuge der Ergänzung der Hand wurde der Querschnitt beider Ärmel verkleinert, wodurch sich die außergewöhnlich schlanken Proportionen des Armreliquiars ergaben. Vermutlich noch etwas später wurde der Daumenring mit der gotischen Minuskelinschrift ciismundus (Sigismund) hinzugefügt. LL
Entstehungsort stilistisch: Niedersachsen (Hildesheim?)
Historischer Standort: Braunschweig, St. Blasius
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