Derartige Tonmodel dienten vor allem der Herstellung von festtäglichem Backwerk, das zu kirchlichen Festen, Hochzeiten oder anderen besonderen Anlässen hergestellt wurde. Aber auch ihre Verwendung für die Anfertigung von Reliefs aus Papiermaché oder zur Glockenzier ist nachgewiesen, so findet sich diese in der Mitte des 15. Jahrhunderts entstandene Darstellung von Christus als Keltertreter noch auf der 1520 entstandenen Glocke des Erfurter Glockengießers Heinrich Ciegeler I in der Kirche zu Dörnfeld bei Rudolstadt und auf der 1540 gegossenen Glocke in Bisperode bei Holzmiden. Ursprungsform für die oft in zahlreichen Exemplaren vervielfältigten Backmodel aus gebranntem Ton waren zumeist Patrizen aus Speckstein oder Solnhofener Kalkstein (sog. "Kuchensteine").
Das Model zeigt den Trauben tretenden Christs unter der drückenden Last des Kelterbaums. Neben ihm kniet Maria, die allein ihm im Leiden beisteht. Das den Kreuzestod Christi prophezeihende Bildmotiv gründet auf Jes 63,3 und deutet Christus gleichermaßen als die in der Kelter ausgepresste Traube wie auch als Keltertreter, der seine Passion aktiv erträgt.
Die Originalform für dieses Model mit der Darstellung von Christus als Keltertreter kann wohl dem gleichen Formschneider zugeschrieben werden wie die Darstellung der Dornenkrönung Christi am Backmodel Inv. Nr. 1876,202 und die des Christus am Ölberg am Backmodel Inv. Nr. 1876,203. Der Text auf den Inschriftbändern lautet bei Christus: "allein han ich die kelter getrede[n] un[d] waz neman der [hülfe]", bei Maria: "myn liebe ist glancz und rot" und bei den beiden, wohl Propheten darstellenden Köpfen am oberen Rand: "der get schone" und "der komet von eben". LL
Entstehungsort stilistisch: Rheinland
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