Dieses Bauchstück einer Mumienhülle stammt aus der Nekropole von Hawara im südöstlichen Fayûm, wo Heinrich Brugsch im März 1892 gegraben und mehrere Mumienauflagen geborgen hatte, die alle in die Ptolemäerzeit datiert werden können.
Aufgrund seiner Maße gehörte die Bauchauflage zu der Mumie eines Erwachsenen. Analog zu Darstellungen auf Leichentüchern aus dieser Zeit, sind die einzelnen Motive symmetrisch in rechteckigen, mehrreihig übereinander angeordneten Feldern arrangiert und in ihrer Bedeutung ausnahmslos der altägyptischen Mythologie entlehnt.
Charakteristisch sind für das ptolemäerzeitliche Fayûm sind Masken mit büstenartigem Oberteil aus stuckierter Kartonage sowie separate Auflagen im Bereich der Brust, des Bauches und der Beine. Diese lagen in einigen Fällen unter reich bebilderten Leichentüchern und wurden entweder aus Papyrus oder Textilien gepresst, stuckiert und bemalt. Die einzelnen Komponenten wurden neben der Bemalung mitunter sogar vergoldet. Allerdings kann es sich hierbei in vielen Fällen auch um eine in moderner Zeit vorgenommene Maßnahme von Seiten der Händler handeln, um den Verkaufswert zu steigern. Mumienhüllen dieser Art stellen eine Spätform der anthropoiden Särge und Mumien pharaonischer Zeit dar, welche im Zuge der hellenistischen Ägyptomanie besonders im rituellen Kontext wieder auflebte. Die Bauchauflage beschützt den Verstorbenen magisch wie einen Sarg, was alle darauf erkennbaren mythologischen Darstellungen bezeugen.
(Jana Helmbold-Doyé)
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