Die Gestalt eines aufrecht stehenden Vogels mit aufgestellten Schwingen wird von einem oben offenen, kreisförmigen Rahmen umgeben. Der erhobene Kopf ist nach rechts ins Profil gewandt. Oberhalb des Kopfes sitzen in einem Dreieck angeordnet drei Fassungen, die Perlen enthalten. Hals und Leib sind durch einen grob geperlten Draht, wie er auch für den äußeren Umriss verwendet wurde, und ein doppelt eingerolltes Querblech voneinander getrennt. Die Fänge mit jeweils zwei Klauen sind reliefartig aus Gold getrieben, ihre Oberfläche mit parallel geführten Filigranbändern belegt. Zwischen dem Vogelleib und den gespreizten Schwanzfedern ist als eine Art Schwanzknoten eine erhöhte, querovale Zargenfassung eingefügt, die einen roten Almandin-Cabochon enthält. Kopf, Flügel und Schwanzfedern sind mit farbigem Zellenschmelz verziert. Der Schnabel ist gelblich, der Kopf weiß, der Hals blau. Ein Goldsteg mit dunkler Füllung markiert das Auge. Blaue, türkisfarbene und heute rot erscheinende Emails füllen die Zellen der Flügel und Schwanzfedern. Während Blau, Gelb, Weiß und Rot opak sind, waren die türkisen Glasflüsse ehemals wohl transluzid. Das kreisförmige Goldblech, das den Rahmen bildet, begleiten am äußeren und inneren Rand gewellte Bänder, die Ränder sind durch Perldrähte markiert. Im Kreis sitzen links sieben und rechts sechs rautenförmige Fassungen mit umlaufendem Perldraht. In fünf dieser Fassungen haben sich Reste von geschmolzenen, bröseligen Substanzen erhalten. In den Zwickeln zwischen den Fassungen sind paarig dünne Perldrahtringe aufgelötet. Den leicht gewölbten Leib des Vogels ziert ein graviertes und punziertes Schuppenmuster.
Viele Indizien weisen darauf hin, dass das Werk keine »Schwesterfibel«, sondern eine Nachbildung der Mainzer Fibel (Landsmuseum Mainz, Inv.Nr. O,1518) ist, und zwar nach deren Auffindung im Jahre 1880. Die häufig gesehene Ähnlichkeit zwischen den beiden Stücken beruht nicht darauf, dass sie gemeinsam entstanden bzw. dass sie aus demselben Zusammenhang stammen, sondern darin, dass mit der späteren Berliner Fibel das Mainzer Vorbild in seinem Zustand nach Auffindung in kleinerer und vereinfachter Form bewusst nachgeahmt wurde. Dabei hat man sicherlich nicht verstanden, dass das Vorbild einen Pfau darstellt, sonst hätte man die »Pfauenaugen« auf dem Rahmen nicht durch Steine ersetzt. BF/HWA
(Vgl. Der Mainzer Goldschmuck. Ein Kunstkrimi aus der deutschen Kaiserzeit, hg. von Theo Jülich, Lothar Lambacher und Kristine Siebert, Regensburg 2017, S. 183-189 Nr. 16)
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