Der nach Ausweis des verwendeten Nürnberger Beschauzeichens zwischen 1693 und 1701 von Wolfgang Rössler (1655–1717) gefertigte Hostienteller zeigt auf der Fahne zwischen schwungvollem Akanthusornament wohl die Personifikationen der christlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung sowie im Spiegel eine Darstellung des Evangelisten Johannes mit dem Kelch als individuellem Attribut vor einer Kirche in bewaldeter Landschaft im Bildhintergrund. Derartige theologische Bildprogramme finden sich gelegentlich auch an lutherischen Abendmahlskannen, auf Hostientellern sind sie dagegen sehr selten. Eine nur ornamental verzierte Abendmahlskanne von Wolfgang Rössler im Besitz der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Bad Windsheim ist dem Hostienteller im Berliner Kunstgewerbemuseum in Stil und Gestalt so eng verwandt, dass es denkbar erscheint, dass beide Geräte ursprünglich von derselben Abendmahlsgarnitur stammen.
Lothar Lambacher
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