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Kupferstichkabinett [KdZ 12039]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1038274&resolution=superImageResolution#748923 (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Studie zur Stuppacher Madonna (Madonna dell´ Umiltà)

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Beschreibung

Grünewalds Entwurf bezieht sich unmittelbar auf die sogenannte Stuppacher Madonna, eines der Hauptwerke des Malers. Die gekrönte Muttergottes sitzt im Dreiviertelprofil nach links auf einer Steinbank neben und vor kargen Baumstämmen. Sie stützt das nackte Christuskind, das aufrecht und von einem Stoffschleier hinterfangen auf ihrem Schoß steht. Den Blickkontakt zur Mutter suchend, greift Christus mit ausgestreckten Armen einen kleinen Gegenstand, den Maria ihm mit zierlicher Geste präsentiert. Ihr massiges und in schwere Falten gelegtes Brokatgewand mit engen Ärmeln wirkt geradezu wie eine Bühne für die innige Szene zwischen Mutter und Kind im Zentrum. Am Boden umspielt der Stoff den Baumstamm als entwachse dieser dem Mariengewand wie der Lebensbaum dem Leib des Propheten in Darstellungen der Wurzel Jesse, an deren Ende die Darstellung der Gottesmutter erscheint. Ein spitzer Saumumschlag neben dem linken Knie suggeriert hier bereits eine Trennung von Gewand und Mantel, zu dem auch ein hinter dem linken Arm Mariens herabfallender Stoffschal gehören könnte. Die angedeutete Scheidung wird jedoch nicht konsequent vollzogen und zudem vom Muster überspielt.
Die außerordentlich sichere Studie zeigt kaum Pentimente. Lediglich der Kopfumriß Christi war ursprünglich ein wenig weiter rechts angegeben, und der hauchdünne Schleier fiel in seinem Rücken zunächst gerade herab. Außerdem zog Grünewald einen vorn weit vorstehenden Stoffumschlag des Brokatgewandes vor dem Baum weiter nach innen. So schließt sich nun der Gewandumriß am Boden in einer milden Zackenlinie, die durch die hellen Lichtstege der wohl Hermelinbesatz suggerierenden Säume nachdrücklich betont wird.
Mit grauer Aquarellfarbe weist Grünewald im Mariengewand große Ornamentfelder aus. Zurückhaltend aufgetragene bräunliche Deckfarbe und vereinzelte Weißhöhungen markieren darauf ein Granatapfelmuster, das den gesamten Stoff überzieht. Auffällig ist ferner ein schräg aufgetragener, gräulich transparenter Ton, der die ganze Zeichnung überzieht und links außerhalb der bezeichneten Fläche aussetzt.
Verglichen mit anderen Vorzeichnungen zu erhaltenen Gemälden sind die Veränderungen zwischen der Vorzeichnung und der ausgeführten Tafel in diesem Fall gravierend. Sie umfassen ikonographische Kernaussagen der Figur. So ist auf der Stuppacher Tafel die Krönung noch nicht vollzogen. Die von Gottvater entsandten Engel schweben eben erst aus lichter Ferne heran. Zudem bekam die Gottesmutter mit einem blauen, rot gefütterten Mantel ein klarer definiertes, hoch repräsentatives Kleidungsstück zugeordnet. Gleichzeitig veränderte der Maler das Standmotiv Christi. Dieser wendet sich jetzt fröhlich lächelnd und lebendigen Schrittes der Mutter zu und greift beherzt nach der nun dargebotenen Feige. Und aus dem eckigen, noch ganz stofflich-greifbaren Windeltuch hinter Christus wurde im Gemälde ein fast immateriell luftiger Gazeschleier, der das Kind weit vor dem Körper der Mutter umweht.
Neben diesen motivischen Abweichungen sind es vor allem die Proportionen, die beide Versionen voneinander unterscheiden. Alles wurde im Gemälde praller und schwerer, Köpfe, Hände und Füße merklich größer.
Angesichts solch massiver Änderungen bleibt erstaunlich, wie eng sich Grünewald an das Draperiemuster des einmal entworfenen Brokatgewands hielt. Zwar waren durch die Einbindung der Figur in die Stuppacher Steineinfassung links vorn kleine Abweichungen unabdingbar, dennoch offenbart an dieser Stelle etwa das Einschwingen des Hermelinsaums unter die Brokatfläche die ungebrochene Verbindlichkeit der Studie. Auch in der Binnen¬zeichnung des Gewandes finden sich in der Ausführung die gleichen Falten. Nur durch den nun deutlich abgesetzten Marienmantel und den leichten Versatz des Baumes nach außen wurden rechts kleine Anpassungen notwendig. Mit Recht erkannten deshalb Gasser und mit ihr Hubach in der Zeichnung eine weit fortgeschrittene Studie, deren Gewan

Material/Technik

Kohle, partiell flächig gewischt, mit dem Pinsel fixiert, gräuliche Aquarell- und bräunliche Deckfarbe, partiell weiß gehöht, einige rote Farbflecken

Maße

Höhe x Breite: 31,5 x 27,9 cm

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Kupferstichkabinett

Objekt aus: Kupferstichkabinett

Das Kupferstichkabinett ist das Museum der Graphischen Künste bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Es bildet dort das Sammlungs-, Kompetenz- und...

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