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Kupferstichkabinett [KdZ 5644]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1040219&resolution=superImageResolution#1582497 (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Die Vierzehn Nothelfer

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Beschreibung

Die extrem breitformatige Zeichnung ist eine Vorstudie zu einem Gemälde in der Royal Collection zu Hampton Court. Dargestellt sind die Vierzehn Nothelfer mit ihren jeweiligen Attributen. Von links nach rechts erscheinen der hl. Veit mit dem Hahn, dahinter der hl. Pantaleon mit auf den Kopf genagelten Händen, vor ihm der hl. Klostergründer Aegidius mit einer von einem Pfeil getroffenen Hindin. Es folgt vorn der hl. Regensburger Bischof und Kirchengründer Wolfgang mit Axt und Kirchenmodell, dahinter der hl. Bischof Dionysius mit dem Haupt in Händen sowie der hl. Erasmus mit der Darmwinde. In der Mitte teilt der riesige Christophorus die Komposition in zwei Hälften. Versonnen hinabblickend stützt er sich auf einen Baumstamm und trotzdem beugt sich der gewaltige Körper unter der Last der Welt in Gestalt des segnenden Christuskindes mit dem Globus auf seinen Schultern. Rechts schließt der hl. Ritter Georg mit Lanze und Drachen an, daneben der hl. Laurentius mit dem Rost und die hl. Margareta, ebenfalls mit dem einem Drachen. In deutlicher Tiefenstaffelung schließen die hll. Katharina, mit dem Rad, Barbara mit Turm sowie Eustachius mit dem das Kreuzzeichen tragenden Hirschgeweih sowie zuletzt, der hl. Achatius mit dem Dornenast die Komposition rechts ab.
Zwei Heilige, die hll. Wolfgang und Laurentius, gehören nicht zum üblichen Darstellungsschema. Sie ersetzen die sonst kanonischen hll. Aegidius und Cyriakus. Diese Abweichung vom „Normalprogramm“ teilt die Zeichnung mit dem ebenfalls predellenhaft breitformatigen Gemälde aus der Werkstatt Lucas Cranachs des Älteren in Hampton Court. Die Bildtafel folgt der Zeichnung in den wesentlichen Teilen, faßt jedoch die einzelnen Heiligengruppen strenger und in einem flacheren Bildraum zusammen. Darüber hinaus akzentuiert die Tafel die Bildmitte, indem sie die Figur des Riesen Christophorus weiter monumentalisiert und den bärtigen Riesen nun auch eine der Seitwärtsbewegung gegenläufige Kopfwendung zum Christuskind auf den Schultern ausführen läßt. Die Georgslanze, als zweite Vertikale, fiel weg. Aus Platzgründen wird auch das Attribut der hl. Barbara ausgetauscht. Statt des gezeichneten Turms hält sie auf der Holztafel ihr Sekundärattribut, den Kelch.
Trotzdem ist mit einer sehr direkten Vorbildfunktion der Zeichnung für das Gemälde zu rechnen. Neben dem beide Male erscheinenden spektakulären Umgreifen des Drachenunterkiefers durch seinen Bezwinger Georg, der mit der anderen in der Gemäldeversion statt der Lanze den Schwertgriff umfaßt, ist vor allem die unglücklich gelöste Armhaltung der hl. Margarethe ein deutlicher Hinweis auf eine direkte Beziehung. Der übermäßig verkürzte linke Unterarm der Heiligen wird auf dem ausgeführten Gemälde recht ungeschickt, flach vor den Körper gehalten, die verspielt beiläufige Rückwendung des Kopfes der Heiligen zurückgenommen und zur Gegenseite gerichtet, wo der breit zwischen die weiblichen Heiligen gestellte hl. Eustachius mit weit ausschwingendem Bart die tiefer in den Hintergrund gestaffelte Figur der Zeichnung zwar aufnimmt, kompositorisch jedoch nicht erreicht. Koepplin schreibt Zeichnung und Bild demselben Mitarbeiter der Cranachwerkstatt zu, eine Einschätzung, der ich angesichts geschilderten Unterschiede und merklicher Proportionsverschiebungen der Figuren in der Ausführung nicht ohne weiteres folgen möchte.
Obgleich Bocks Einschätzung zutrifft, daß es sich bei der Zeichnung nicht um ein Werk von hervorragender Qualität handelt, steht der Entwurf in charakteristischen Details Lucas Cranach dem Älteren selbst näher als den von ihm zu scheidenden Mitarbeitern, etwa in der Zeichnung der Hände und abgespreizten Finger. Gut vergleichbar und auch zeitlich nahestehend ist die Berliner Bathseba-Zeichnung (KdZ 12391, Rosenberg 43). Gleichwohl muß die Zuschreibung an den älteren Cranach selbst mit einem Fragezeichen versehen werden.

Text: Michael Roth in: Kunstsinn der Gründerzeit. Meisterzeichn

Material/Technik

Feder in Braun, grau laviert

Maße

Höhe x Breite: 12,2 x 31,4 cm

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Kupferstichkabinett

Objekt aus: Kupferstichkabinett

Das Kupferstichkabinett ist das Museum der Graphischen Künste bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Es bildet dort das Sammlungs-, Kompetenz- und...

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