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Kupferstichkabinett [KdZ 5565]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1049022&resolution=superImageResolution#1585838 (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Aristoteles und Phyllis und andere Minneszenen

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Beschreibung

In der Art eines Liebesgartens vor den Toren eines Palastes sind auf dem Rundblatt in der charakteristischen lebendigen, scharfbrüchigen Linienführung und mit dem typisch leicht zittrigen Strich des Zeichners drei höfische Minneszenen vor einer perspektivisch abenteuerlich verzeichneten Palastfassade zusammengeführt. Hinter einer die Bildhälften geschickt gliedernden Gartenmauer heischt ein junger Mann mit ausgestrecktem Arm nach der Hüfte einer elegant gekleideten Schönen, die ihren Blick zwar scheinbar brüskiert zu Boden senkt, gleichwohl aber die Werbung des Gecken mit aufgehaltener Hand kommentiert. Auf der anderen Seite der Mauer liest ein am Boden sitzendes Hoffräulein einen Brief, wobei sie von einer Zofe oder anderen Hofdame gestört wird, die von der Seite herantritt und ihr auf die Schulter tippt.
Zentral aber, und fast die gesamte linke Bildhälfte bestimmend, ist die Darstellung der Weiberlist, die seit dem 13. Jahrhundert in unterschiedlichen Redaktionen überliefert ist und immer wieder bildlich dargestellt wird. Die ursprünglich aus Indien stammende Geschichte gelangte über Arabien nach Europa und wurde hier mit der Aristoteleslegende verknüpft: Der greise Philosoph tadelte seinen Schüler Alexander wegen seines zügellosen Lebenswandels. Dieser widme sich lieber seiner Frau bzw. seiner Geliebten als den Staatsgeschäften. Der Ermahnte besserte sich, zum Unwillen der Vernachlässigten mit Namen Phyllis, Candace, Viola, Rosa, Amor oder auch Seltenrayn (Cornelia Herrmann: Der „Gerittene Aristoteles“. Das Bildmotiv des „Gerittenen Aristoteles“ und seine Bedeutung für die Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Ordnung vom Beginn des 13. Jhs. bis um 1500. Pfaffenweiler 1991, S. 6). Sie beschloß, den alten Berater zu verführen und bloßzustellen, indem sie von dem betörten Philosophen den Minnedienst verlangte, ihr als Reitpferd zu dienen. Alexander beobachtet, hier mit einem weiteren Zeugen, die neckische Szene und stellt seinen Lehrer zur Rede, der sich aber zu guter Letzt mit dem Hinweis auf die didaktische Qualität dieser ungewöhnlichen Demonstration der Weibermacht aus der Bredouille befreien kann.
Das Berliner Blatt zeigt einige Besonderheiten gegenüber vielen anderen Darstellungen des Themas. Am auffälligsten ist das offenbar noch gar nicht ganz so greisenhafte Alter des betörten Philosophen. Er ist durch eine hohe Kappe zwar als Gelehrter gekennzeichnet, wie sie Aristoteles auch auf dem Kupferstich gleichen Themas vom Meister des Hausbuches trägt, er ist aber bartlos. Dagegen ist die Reiterin selbst hier eindeutig als Königin charakterisiert und durch ihre leicht verbogene Krone in direkten Bezug zu dem gekrönten Alexander im Palastfenster gesetzt.
Größe und Form des Blattes wie auch das profane Thema der Darstellung sprechen für eine Bestimmung der Zeichnung als Rundscheibenriß. Ob die Zeichnung, in der Konstruktionslinien der Palastarchitektur unbefangen durch die Figuren hindurchgezogen wurden, tatsächlich zur Anfertigung einer Kabinettscheibe genutzt worden ist, läßt sich aber nicht eindeutig entscheiden, denn es fehlen typische Gebrauchsspuren einer Verwendung in einem Glasmaleratelier, wie etwa mit Rötel eingezeichnete Bleinetzlinien oder Farbangaben. Allerdings gehört die Darstellung der Weiberlisten zu den beliebteren Themen der profanen Kabinettglasmalerei im Spätmittelalter. Eine möglicherweise in Straßburg entstandene Wappenscheibe des Deutschmeisters Reinhard von Neipperg von 1486 in Stuttgart zeigt neben drei Weibermachtepisoden, darunter Aristoteles und Phyllis, in einer vierten Paßscheibe einen Narren mit dem moralisierenden Kommentar: „die dunt all mir gleich- und sind doch vernuofftig stargck und rich.“ (Rüdiger Becksmann: Die mittelalterlichen Glasmalereien in Schwaben von 1350 bis 1530. Ohne Ulm. (= Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland 1, Schwaben Teil 2) Berlin 1986, S.131f., Taf 47, Abb. 164-166)
In der Sammlung von Beckerath w

Entstehungsort stilistisch: Augsburg

Material/Technik

Feder in Schwarz, graubraun laviert

Maße

Durchmesser: 30,1 cm

Links/Dokumente

Gezeichnet Gezeichnet
1480
Meister von 1477
Gezeichnet Gezeichnet
1480
Michael Wolgemut
1479 1482
Kupferstichkabinett

Objekt aus: Kupferstichkabinett

Das Kupferstichkabinett ist das Museum der Graphischen Künste bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Es bildet dort das Sammlungs-, Kompetenz- und...

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