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Kupferstichkabinett [KdZ 14937]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1347004&resolution=superImageResolution#2403602 (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Dietmar Katz (CC BY-NC-SA)
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Die neue Kornhalle von Paris

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Beschreibung

De Lespinasse wurde 1787 Mitglied der Académie Royale und stellte seitdem regelmäßig im Salon aus. Er spezialisierte sich vor allem auf Pariser Stadtansichten und Darstellungen des täglichen Lebens. Deren topographische Genauigkeit und reizvolle Gestaltungsweise machen sie bis heute zu höchst begehrten Sammelobjekten.
In diesem Blatt ist ein besonders wichtiges Stück französischer Bau- und Zeitgeschichte festgehalten, die es unabhängig von seiner künstlerischen Bedeutung zu einem historischen Dokument ersten Ranges werden ließ. Es stammt aus dem Revolutionsjahr und zeigt in ganzer Breite den 1763 bis 1767 von N. Le Camus de Mézières im Hallenviertel errichteten riesigen Rundbau der Kornhalle mit der 1782/83 durch Legrand und Molinos aufgesetzten Glas-Holz-Kuppel. Hier trägt sie bereits ihre Bekrönung, eine kegelförmige Laterne aus Metall, die selten dargestellt wurde. An die Stelle der 1802 durch Feuer zerstörten Holz-Kuppel trat 1813 die bedeutende verglaste Eisenkonstruktion F.-J. Belangers mit einer Spannweite von 40 m. Der dem Rundbau links neben dem zentralen Eingangstor angegliederte Turm, eine 31 m hohe, um 1575 von J. Bullant errichtete Säule mit toskanischem Kapitell und dorischem Schaft, ist das einzige erhaltene Relikt vom alten Hotel de Soissons, dem einstigen Stadtpalais der Catarina de´ Medici. Innen mit einer Wendeltreppe ausgestattet, diente er wahrscheinlich ursprünglich astronomischen Zwecken. Die sich formal am römischen Kolosseum orientierende und nach den neuesten technischen Erkenntnissen der Zeit gebaute Halle au Blé war eines der ersten und vollkommensten Zeugnisse von Revolutionsarchitektur. In diesem Zweckbau haben die Ideen der Aufklärung noch während der Regierungszeit Ludwigs XV. Ausdruck gefunden. Die Halle wurde zu ihrer Zeit als große Errungenschaft gefeiert und häufig imitiert. Nach funktionalen und städtebaulichen Gesichtspunkten errichtet, stellte sie ein frühes Beispiel einer auch ästhetisch befriedigenden Funktionsarchitektur dar. Einen wichtigen Bestandteil ihres Konzeptes bildete der sie ringförmig umschließende, durch sternförmig abzweigende Straßenläufe durchbrochene Gürtel von Wohnbauten. Auf unserer Zeichnung, die Einblick in die Rue de Viarmes gibt, kommt die spezielle Situation der Halle deutlich zum Ausdruck. In dem auch für Volksfeste und Bälle genutzten Gebäude wurden die zur täglichen Grundversorgung des Volkes notwendigen Kornvorräte gespeichert und an Markttagen verkauft. Eine Fülle liebevoll beobachteter kleiner Alltagsszenen, die sich um die Halle herum und im Innenraum derselben abspielen, veranschaulichen auf der Zeichnung typisches Marktgetriebe. Darüber hinaus erfährt der Betrachter einiges über die damaligen Gewohnheiten und Modeerscheinungen unter den »kleinen Leuten«. Die große Kornhalle wurde 1887 durch P. Blondel in die Bourse du Commerce umgebaut und der städtebauliche Kontext dabei zerstört.

Text: Sigrid Achenbach in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 328, Kat. VI.28 (mit weiterer Literatur)

Material/Technik

Feder, Tusche und Aquarell

Maße

Blattmaß: 40,5 x 60,0 cm

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Kupferstichkabinett

Objekt aus: Kupferstichkabinett

Das Kupferstichkabinett ist das Museum der Graphischen Künste bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Es bildet dort das Sammlungs-, Kompetenz- und...

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