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Kupferstichkabinett [937-38]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1448096&resolution=superImageResolution#2774124 (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Atelier Schneider (CC BY-NC-SA)
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Das Schweißtuch der Veronika

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Beschreibung

Claude Mellan, der zwischen 1624 und 1636 in Italien lebte, arbeitete als reproduzierender Stecher nach Bildern und Zeichnungen berühmter Künstler seiner Zeit, etwa nach Bernini, Cortona, Vignon und Vouet. Nur wenige Werke sind nach eigenen Erfindungen entstanden, darunter - mit gewissen Einschränkungen - das »Schweißtuch der Veronika«. Mariette zufolge geht das ausgeklügelte rhetorische Konzept des Stichs auf einen Sammler und Freund des Künstlers zurück, den Abt von Villeloin [...]. Kongenial umgesetzt, schuf Mellan ein Virtuosenstück, das als Paradebeispiel für die Beziehungen zwischen bildtheoretischen und technischen Aspekten der Druckgraphik in die Kunstgeschichte einging. Denn gerade das Antlitz Christi, der Legende nach überliefert als Abdruck auf dem Tuch der Veronika, bot immer wieder Anlaß, dem Problem der »vera ikon«, des Wahrheitsgehaltes von Bildern und der zentralen Frage christlicher Kunst nachzugehen: Darf man sich vom Höchsten ein Bildnis machen?
Mellan setzt den Stichel in der Mitte der Platte an, genau im Zentrum des Kopfes, auf der Nasenspitze Christi; von dort ausgehend, entstehen alle Elemente der Darstellung durch eine einzige, spiralförmige Linie. Merkmale des Gesichts und die Falten des Tuches werden durch leichte Wellungen, dunkle Partien und Schatten hingegen mit Hilfe leicht anschwellender Striche oder verstärkender paralleler Lagen erzeugt. Auch die Beschriftung ist in dieses Schema eingebunden: »Der Eine und Einzige [= Christus] ist durch eine einzige [Linie] gebildet/ nichts geht darüber hinaus«. Das »Non Alter« bezieht sich auf die verschiedenen Ebenen der Wahrnehmung: erstens auf den »wahren« Christus, die Ikone; zweitens auf das Hl. Tuch mit dem für authentisch gehaltenen Abbild; drittens auf die Qualität der reinen Linie als angemessene, da höchste Form der Abstraktion in der Wiedergabe der Reliquie; und zuletzt auf die neue Ikone, den Stich als einzigartiges, nicht zu überbietendes Werk, das Glaubens- und Kunstwahrheit nahtlos zu verbinden weiß und mit der Spirale wieder auf den Ursprung zurückführt. »Das Schweißtuch der Veronika« ist in der Version von Mellan ein zwar manierierter, aber in sich überzeugender Kommentar zu der auch im 17. Jahrhundert immer wieder aufflammenden Idolatrie-Debatte. Das Problem der dem Katholizismus vorgeworfenen Bilderverehrung wird umgangen, indem die Art und Weise der Interpretation als zweites Thema gleichsam mitformuliert wird, das Abbild sich als vollkommen künstliches Werk offenbart.

Text: Hein-Th. Schulze Altcappenberg in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 315-316, Kat. VI.13 (mit weiterer Literatur)

Material/Technik

Kupferstich und Radierung

Maße

Blattmaß: 43,3 x 31,8 cm

Links/Dokumente

Kupferstichkabinett

Objekt aus: Kupferstichkabinett

Das Kupferstichkabinett ist das Museum der Graphischen Künste bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Es bildet dort das Sammlungs-, Kompetenz- und...

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