Die vielfachen Verknüpfungen, die zwischen den bildkünstlerischen und den literarischen Ausprägungen der Romantik in Deutschland bestehen, offenbaren sich in Thema und Anlaß dieser kunstvollen Komposition. In den Jahren vor seiner eigentlichen Tätigkeit als Architekt, die um 1815 voll einsetzte, tritt Schinkels romantischer Grundzug am deutlichsten hervor. Er beschäftigte sich nicht nur mit phantasievollen, meist gotisierenden Architekturentwürfen, sondern es entstehen auch die meisten seiner Gemälde, »Architekturlandschaften«, denen man auch das vorliegende Blatt zuordnen kann.
Schinkel stand dem Kreis der Berliner Romantik um die Dichter Achim von Arnim und Clemens von Brentano nahe und bei einer Abendgesellschaft wurde er zu seiner komplizierten Komposition angeregt. Brentano trug eine märchenhafte Erzählung vor, durch die er den alten Künstlerwettstreit, ob sich Erzähltes auch bildkünstlerisch darstellen lasse oder nicht, neu beleben wollte. Einen Bericht über die ungewöhnliche Entstehung, der zugleich auch eine anschauliche Beschreibung des Themas ist, überliefert Karl Gropius: »Als Schinkel noch in der Großen Friedrichstraße Nr. 99 (von 1814 bis 1821) wohnte, pflegte sich oft ganz ohne alle Vorbereitung eine höchst interessante, geistvolle, fröhliche Gesellschaft Abends bei ihm zusammenzufinden, die sich in der Regel erst gegen Mitternacht trennte. Es gehörten dazu Clemens Brentano, Bettina v. Arnim, Rungenhagen, Geh. Rath Kerll, Schinkels Schwager W. Berger, der Landschaftsmaler Samuel Rösel, K. Gropius u.a. Schinkel saß meist unbehindert um Alles, was um ihn her vorging, und zeichnete. Einst war es zur Sprache gekommen, wie schwer es sei, in einer Zeichnung das auszudrücken, was sich durch dichterische Darstellung so leicht erreichen lasse. Schinkel opponierte dagegen und Brentano wollte beweisen, daß er imstande sein würde, aus dem Stegreife eine Erzählung zu erfinden, die Schinkel nicht im Entferntesten durch Zeichnen zu verfolgen und verständlich auszudrücken vermöchte. Nach längerem Hin- und Herreden und nach Festsetzung der Ausdehnung solcher Geschichte wurde unter allgemeinem Jubel eine Probe beschlossen. Brentano erzählte und Schinkel komponierte. Die sehr geistreiche und umständliche Erzählung eines Alten Jagdschlosses, welches, nach dem Tode des Fürsten verlassen, und später einer Oberförsterfamilie zur Wohnung und Instandhaltung überwiesen worden, füllte den ersten Abend aus und fast in derselben Zeit entstand auf dem Papier die Komposition dieses Schlosses mit allen erdenklichen Berücksichtigungen der Erzählung, mit aller Überwindung des vom Erzähler absichtlich so kompliziert als möglich beschriebenen Grundrisses und Terrains. Mit dem Ende der Woche war die Erzählung beendet, aber auch die Zeichnung dazu. Da der Oberförster in der Geschichte starb, das geschilderte Terrain aber aus lauter Felsen bestand, so daß sich kein Plätzchen fand, den Toten begraben zu können, so mußte der Sarg vom Felsen herab auf einer Gondel über den Fluß gefahren und jenseits des Schlosses beigesetzt werden. Ein Hirsch, der sich vor dem toten Oberförster nicht mehr fürchtet, trat in die verlassenen Räume und ein kleines Kind blies, als ein Zeichen der Vergänglichkeit, sogenannte Pusteblumen ab. Das Alles ist auf dem Bilde wiedergegeben.« (aus Alfred von Wolzogen: Schinkels Nachlaß, Bd. 2, Berlin 1862).
Brentano hat seine Erzählung leider nicht aufgeschrieben. Die Absichtlichkeit, mit der das auf dem Felsen thronende Schloß über die überschaubar angeordnete Landschaft gestellt ist, entspricht ganz Schinkels Grundanschauung, Architektur in ihrer Umgebung erlebbar zu machen. Die christlichen Motive Kirche, Friedhof und Weinstock treten hinzu. In dieser Verbindung der Zeugnisse kunstvoller menschlicher Vergangenheit mit liebevoller Verehrung der Natur und dem Aufscheinen religiöser Motive manifestieren sich die Vorlieben romantischer Weltsicht.
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