Erhalten sind das Mittelstück mit dem oberem Plattenrand sowie der Athena und dem Vorderteil des rechten Stieres, das rechte Eckstück ohne Fußleiste mit dem Hinterteil eines Stieres und Hinterbeinen eines Löwen sowie das linke Eckstück mit Fußleiste und dem Hinterteil der zweiten Tierkampfgruppe. Bei der Montage der Fragmente wurde nur die rechte Hälfte der Darstellung anhand des Originalbestandes vollständig ergänzt. Eine graphische Rekonstruktion von Friedrich Geselschaps wurde bei den älteren Bänden der Altertümer von Pergamon als Titelvignette verwendet.
Zwischen zwei offenbar spiegelgleichen Tierkampfgruppen mit einem Löwen, der auf einen zusammenbrechenden Stier springt, ist auf einem zu ergänzenden niedrigen Sockel Athena frontal im archaistischen Stil dargestellt. Über dem Chiton trägt sie einen Peplos mit langem Überschlag, in der Linken hält sie einen Rundschild, der rechte, erhobene Arm ist abgebrochen. In der fehlenden Hand wird die Göttin eine Lanze geschwungen haben. Der Kopf ist stark zerstört, aber es ist noch erkennbar, dass die Athena einen Helm mit Helmbüschen getragen hatte. Die Darstellung wurde früh als eine Wiedergabe des Kultbildes im pergamenischen Athena-Tempel gedeutet. Zu dieser Annahme trug wesentlich die ikonographisch entsprechende Darstellung einer dem Palladion ähnlichen Athena auf pergamenischen Goldstateren des letzten Jahrzehnts des 4. Jhs. v. Chr. bei. Vergleichbare Darstellungen von statuettenartigen archaistischen Athena-Kultbildern finden sich ebenfalls in zwei Varianten im Telephos-Fries des Großen Altares (Platte 20 und 68). Darüber hinaus besteht Grund zu der Annahme, das der Athena-Kult in Pergamon im 4. Jh. v. Chr. von Athen übernommen wurde. In diesem Zusammenhang könnte auch das Motiv des Löwenkampfes, das in archaischer Zeit in Athen mit der Stadtgöttin verbunden war, nach Pergamon gelangt sein. Das Relief selbst ist sicher jünger als das angenommene Kultbild, könnte aber im Tempel als Sockelschmuck gedient haben. Die Rückseite ist grob gespitzt und die erhaltene Partie der linken Stoßfläche (Zahneisenspiegel mit Randschlag) mit der kräftigen Fußleiste sprechen nicht für den Einsatz in eine Marmorstruktur. Wahrscheinlich war das Relief in eine nischenartige Vertiefung einer Basis aus Andesitquadern eingesetzt.
Katalog zur Ausstellung "Pergamon - Panorama der antiken Metropole" 30.09.2011 - 30.09. 2012 (V. Kästner Kat. Nr. 6.9).
Fundort: Gebiet des Athenatempels (Türkei / Pergamon / Athenaheiligtum)
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