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Kupferstichkabinett [479-119]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1534525&resolution=superImageResolution#3112975 (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Fotograf unbekannt (CC BY-NC-SA)
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Kirche im gotischen Stil hinter Bäumen

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Beschreibung

Schinkel lieferte die großformatige, sorgfältig durchgearbeitete Federlithographie – wohl die wichtigste Arbeit in seinem schmalen druckgraphischen Werk – nachträglich auf die am 23. September 1810 eröffnete Ausstellung der Berliner Akademie ein.
Hinter einer Gruppe alter Bäume, unter denen verstreut Gräber liegen, ragen signifikante Partien einer Kirche im Stil der Spätgotik hervor: eine im Bilde nach rechts filigran auslaufende, mit Skulpturen geschmückte Fassade, von deren Mittelfeld die zentrale Fensterrose auszumachen ist, und das obere Geschoß mit dem Ansatz der Spitze eines ebenfalls reich gegliederten Turms, der links oben über den Bildrand hinaus weist. Eine Frau mit Kind im Vordergrund und drei Figuren auf den Treppenstufen streben auf das Hauptportal zu. Offensichtlich spiegelt diese Staffage schon recht genau die Stimmungslage, die das Bild mit all seinen Komponenten aus der Welt der Natur, des Menschen und der Kultur gemäß der Inschrift unter dem Blatt im Verfahren der Synästhesie oder eines „Totaleffekts“ zu evozieren sucht.
Die Darstellung bezeugt Schinkels Nähe zu frühromantischem Gedankengut. Anders aber als etwa bei Caspar David Friedrich, der sein berühmtes Gemälde die „Abtei im Eichwald“ ebenfalls auf der Berliner Akademieausstellung von 1810 erstmals öffentlich zeigte, wird das Architekturmotiv hier nicht durch eine ruinöse Anlage und atmosphärische Auflösung zu einer bloßen Erscheinung in der Landschaft transzendiert. Im Gegenteil, Fassade und Turm sind pars pro toto in jeder Einzelheit ihrer tektonischen Struktur und Ornamentik präzis und wie frisch gebaut vor Augen gestellt. Der „Versuch“ Schinkels kulminiert in diesem perfekt konstruierten, historisierenden Bau. Er verkörpert – im Konzert mit den erzählerisch und formal verknüpften Nebenmotiven der Sonnenblumen und Pfingstrosen, der mächtigen Baumgruppe, des Gräberfelds und der Staffage – die Idee eines im Bilde tonangebenden Klangkörpers, welcher die kultischen Funktionen einer Kirche vollkommen auszudrücken vermag.
Das Blatt zeugt aber nicht nur von Schinkels ausgeprägter konzeptioneller, sondern auch technischer Experimentierfreudigkeit. Es gehört zu den frühesten Meisterwerken der künstlerischen Lithographie. Dieses Flachdruckverfahren war damals gerade erst erfunden worden und läutete das Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit von Bildern in schneller Folge und hohen Auflagen ein. Der Verleger und Buchdrucker Georg Jakob Decker hatte es, wenn auch zunächst nur für kurze Zeit, als einer der ersten 1809 in Berlin eingeführt. In dessen Manufaktur wird Schinkels „Versuch“, wie andere seiner graphischen Arbeiten auch, in der ersten Auflage und dem hier vorliegenden einzigern Originalzustand muit den zarten und seitlich ausfransenden, offenen Wolkenformationen gedruckt worden sein.
Text: Heinrich Schulze Altcappenberg (2012)

Material/Technik

Federlithographie / handgeschöpftes, im Stoff dunkelbraun gefärbtes Papier (vergé)

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Kupferstichkabinett

Objekt aus: Kupferstichkabinett

Das Kupferstichkabinett ist das Museum der Graphischen Künste bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Es bildet dort das Sammlungs-, Kompetenz- und...

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