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Kupferstichkabinett [467-1908]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1619311&resolution=superImageResolution#205545 (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Frau Venus und der Verliebte

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Beschreibung

Die Entstehung des Bilddrucks (Holzschnitt wie Kupferstich) kurz nach 1400 wurde ausgelöst von dem erwachenden Bedürfnis der Menschen nach Bildern. Zuallermeist handelte es sich um fromme Darstellungen aus Bibel und Heiligenlegende, vor denen man seine private Andacht verrichten konnte, doch druckte man auch Spielkarten und - selten - weltliche Themen. Die Schöpfer dieser Bilddrucke im frühen 15. Jahrhundert waren nicht Künstler, sondern Kleinverleger, die diesen neuen Markt erkannten und befriedigten. Sie kolorierten ihre Drucke in einfachster Form, gern mit Hilfe von Schablonen. Sobald die großen Meister nach den Drucktechniken griffen, wurde es verpönt, das schwarze Liniengefüge durch Farbe zu verunklären. Insofern ist unser Blatt, das um 1485 entstand, künstlerisch rückständig, doch bewahrt es in Technik und Kolorit den Charme der frühen Zeit. Das ungewöhnliche Thema ist besonders reizvoll. Die anderen bekannten Blätter des Meisters »Casper« (seine Signatur in der rechten unteren Ecke) stellen fromme Themen dar - Anna Selbdritt, Kreuzigung, Trinität. Wie meist bei den Frühdrucken ist von allen genannten Blättern nur jeweils ein Abdruck erhalten - sie waren »zum Verbrauch« bestimmt.
Im Zentrum steht Venus nackt in modischen Schuhen auf einem Herzen, in einer Hand ein Schwert, das ein Herz durchsticht, vom großen Spruchband glossiert »MEIN HERCZ LEIDET SCHMERCZ«, in der anderen Hand eine Lanze, auf der gleichfalls ein Herz aufgespießt ist, wozu der daneben gedruckte Text sagt »Sy hett seich gerochen. Dy mein hercz hat durchstochen«. Das um die Lanze gerollte Spruchband enthält ungedeutete Buchstaben: M.V.V.I.E.C.E.(?). Am Boden kniet ein Jüngling auf einer Rose, »O herczes roßlein fein Solt ich alleczeit pey dir sein«. Der Jüngling spricht »O freulein hübsch un(d) fein. Erloß Mich auß der pein und schleus mich in die arm dein«. Zu jedem Bild, das ein gemartertes Herz zeigt, gibt es ein volkstümliches Textchen. Links oben eine Zange »mein hercz ist hert gefangen mit ainer driecken Zangen«. Mausefalle »Solt sy mir nit wol gefallen. Die mein hercz hat in einer meusfallen«. Pfeil »Ich hab ir wol genossen Dy mein hercz hat durchschossen«. Presse »Wy solt ich ir vergessen (dy) mein hercz hat in der pressen«. Buchstaben M e (Minne ewig ?) »Sy sol mir billich üben Sy ist in mein hercz gescribe(n)«. Gebrochenes Herz »Claffen ist manger lay. Davon bricht main hercz enzway«. Dolch im Herzen »ich wil sy fruntleich bitte(n) dy mein hercz hat mit ainem messer versnit-ten«. Reuse »Sy kan meich wol unterweisen. Dy meyn hercz vecht in ainer rew-sen«. Salzfaß »Wy mocht ich res...aß. Sy hat mein hercz in ... Salczfaß«. Rost »Si gipt mir frewd und trost. dy mein hercz hat uff ainem rost«. Verletztes Herz mit n e »Der lieger munt. hat mein hercz ser ver-wunt«. Säge »ich kan meich ir nit verwegen. Die mein hercz wil durch segen«. Angelhaken »Wy mocht ich ir haben mangel Die mich hat an ainem angel«. Im Feuer »Solt ich sy nit billich ken(n)en die mein hercz wil in ainem fewr verbrenen«. Holz kloben »Ich wil ir siette trew loben. Dy mein hercz hat in ainem cloben«. Ein Zeit genosse, vielleicht der erste esitzer, schrieb altklug unter die Darstellung o stulte... Du Narr...

Text: Hans Mielke in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 94f., Kat. III.6 (mit weiterer Literatur)

Entstehungsort stilistisch: Süddeutschland, Regensburg (?)

Material/Technik

Holzschnitt, koloriert mit Lackrot, Gelb, Grün und Hellbraun

Maße

Höhe x Breite: 25,7 x 36,5 cm

Links/Dokumente

Kupferstichkabinett

Objekt aus: Kupferstichkabinett

Das Kupferstichkabinett ist das Museum der Graphischen Künste bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Es bildet dort das Sammlungs-, Kompetenz- und...

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