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Kupferstichkabinett [SZ Suhrlandt 67]
https://recherche.smb.museum/images/5639133_2500x2500.jpg (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin (CC BY-NC-SA)
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Wilhelm Schadow, Rudolf (Ridolfo) Schadow, Ferdinand Ruscheweyh

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Beschreibung

Drei junge Künstler sind in dieser querformatigen Zeichnung porträtiert: der Maler Wilhelm Schadow, sein älterer Bruder, der Bildhauer Ridolfo, sowie der Kupferstecher Ferdinand Ruscheweyh. Wie auch der Porträtist selbst lebten alle drei zwischen 1811 und 1818 in Rom. Dort verkehrten sie im Kreis der Nazarener und schlossen sich dem von Franz Pforr und Friedrich Overbeck gegründeten Lukasbund an. Sie waren Teil einer Künstlerbewegung, die sich vom Klassizismus der Aufklärung abgewandt hatte und eine Rückbesinnung zur christlichen Kunst anstrebte.
Trotz dieser persönlichen Verbindung zwischen den Dargestellten handelt es sich bei der Zeichnung nicht um ein klassisches Gruppenporträt: Niemand agiert mit dem anderen; jeder steht für sich; alle blicken in unterschiedliche Richtungen. Das Dreiviertelprofil Ridolfos ähnelt in Kleidung, Kopfhaltung und dem melancholisch-abgewandten Blick gar jenem Bildnis, das Wilhelm Schadow etwa um dieselbe Zeit von ihm gezeichnet hatte (SMB, Kupferstichkabinett NG 11/54). Es scheint fast so, als seien hier drei autonome Bildnisse auf einem Blatt vereint. Programmatisch drückt sich in dieser Zusammenstellung das ambivalente Freundschaftsideal der Nazarener aus: Romantisierte Vorstellungen über die mittelalterlichen Lukasgilden begründeten ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Gleichzeitig strebten die Anhänger dieser Bewegung nach künstlerischer Autonomie und persönlicher Entfaltung. Allein das Band der Freundschaft sollte Künstler über Gattungsgrenzen hinweg einen und sogar den alten Paragonestreit beilegen.
Die Verbindung selbstbewusster Individuen im Geiste der Brüderlichkeit findet ihren Ausdruck in der Vereinigung der drei Einzelporträts zu einem Freundschaftsbild. Bildnisse von Freunden und als Ausdruck der Verbundenheit waren keine neue Erfindung. Bereits mit der Aufklärung im 18. Jahrhundert kam das private, bewusst nicht-ständische, Porträt in Mode. Berühmt war der „Freundschaftstempel“ von Johann Wilhelm Ludwig Gleim in Halberstadt, in dem der Dichter rund 120 Porträtgemälde von befreundeten Schriftsteller*innen, Staatsmännern und Gelehrten versammelt hatte. Doch waren dies lediglich Bildnisse von Freunden. Freundschaftliche Gefühle oder gar Innerlichkeit transportierten sie nicht. Dies ändert sich bei den Nazarenern. Bereits die Wahl der Technik ist vielsagend, signalisiert doch die Bleistiftzeichnung Privatheit und Spontanität.
Suhrlandt war besonders eifrig darin, sein persönliches Umfeld in Rom in Porträtzeichnungen festzuhalten. Sie sind nicht nur Zeichen von Verbundenheit, sondern auch Erinnerungsstücke und Andenken.

Lea Hagedorn

Weiterführende Literatur

- Baudis, Hela: Rudolph Surhlandt (1781–1862). Grenzgänger zwischen Klassizismus und Biedermeier. Leben und Werk eines deutschen Hofmalers und Porträtisten des Bürgertums, (Inauguraldissertation), Greifswald 2007.
- Lacher, Reimar F.: Freundschaftskult und Porträtkult. Freundschaftsporträt und Freundesporträt, in: Von Mensch zu Mensch. Porträtkunst und Porträtkultur der Aufklärung (Aust.-Kat., Halberstadt), hrsg. v. dems., Göttingen 2010, S. 41–54.
- Kempel, Léon: Künstlerbrüder. Von den Dürers zu den Duchamps, Imhof 2005.

Material/Technik

Graphitstift auf Papier

Maße

Blattmaß: 21,3 x 27,7 cm

Links/Dokumente

Kupferstichkabinett

Objekt aus: Kupferstichkabinett

Das Kupferstichkabinett ist das Museum der Graphischen Künste bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Es bildet dort das Sammlungs-, Kompetenz- und...

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