Eine junge Frau bringt ihrem Schoßhund bei, Männchen zu machen und dabei ein Stöckchen in den Vorderpfoten zu balancieren. Als Belohnung für seine Gelehrigkeit bekommt das Tier kleine Stücke von gimblettes, einem ringförmigen süßen Gebäck. Damit spielt Bonnet auf ein äußerst beliebtes Sujet an, wie es beispielsweise Fragonard in den 1760er Jahren in mehreren Versionen malte: Eine nackte Frau liegt auf dem Rücken in einem Bett und hebt mit den Füßen ein Hündchen in die Höhe, während sie ihm eine gimblette reicht. Ein ähnlich amourös-erotischer Unterton schwingt auch in Bonnets Darstellung mit, wie der Bildtitel und der Rahmenschmuck mit Blumengirlanden, von Pfeilen durchbohrten Herzen und schnäbelnden Tauben andeuten. In diesem Zusammenhang ist auch ein anderes Blatt zu sehen, auf dem eine junge Frau ihr Hündchen zärtlich an die Brust bzw. ihr weit ausgeschnittenes Dekolleté gedrückt hält (Abb. S. 4, Kat. 76). Bemerkenswert ist die Technik der Blätter, die im Medium der Druckgraphik die pudrige Textur und die zarten, nuancenreichen Farbübergänge von Pastellzeichnungen täuschend echt nachahmen und denen die mit Gold gedruckten Relief- Rahmen eine besondere Präsenz verleihen.
Text: Dagmar Korbacher in: Wir kommen auf den Hund. Werke aus fünf Jahrhunderten von Dürer bis Dieter Roth. Eine Sommerausstellung im Kupferstichkabinett, hg. von Hein-Th. Schulze Altcappenberg und Lydia Rosía Dorn, Berlin/Petersberg 2015, S. 90.
Entstehungsort stilistisch: Paris
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