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Kupferstichkabinett [23-1933]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=461381&resolution=superImageResolution#266810 (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Dietmar Katz (CC BY-NC-SA)
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Frauen am Potsdamer Platz

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Beschreibung

Von 1908/09 an weiten die Künstler der »Brücke« ihre Thematik hin zum »Aktuellen« aus. Ihre bislang bevorzugten Sujets - Interieurs, Porträts, Menschen in der Natur und Landschaften - verlieren nicht an Bedeutung, aber zur Seite treten ihnen nun Momentaufnahmen aus Variete und Zirkus, Stadtansichten und Straßenbilder.
Kirchner steuert dazu die einprägsamsten Bilderfindungen bei, und er ist es auch, der auf Berlin, die Unruhe und die Verwerfungen des großtstädtischen Lebens erregter als die anderen antwortet. So wird er am Vorabend des Ersten Weltkriegs neben Meidner (vgl. Ident-Nr. SZ Meidner 6) zum Seismographen der latenten Spannung und des heraufziehenden Unheils.
Die »Frauen am Potsdamer Platz«, die er in dieser Zeit auch in verschiedenen Gemälden darstellt, mögen heute auf den ersten Blick als mondäne Damen der Oberschicht erscheinen, denen Kirchner einen großen Auftritt gestattet. In Wahrheit sind ihr Aufzug und ihre Posen Lockmittel zum Kauf, denn es handelt sich um Huren, die sich auf einer Verkehrsinsel postiert haben. Der Vergänglichkeit ihrer Reize und ihrer stetigen Gefährdung entsprechen die Hektik der Menschen auf dem Platz, der heftige Bruch zwischen den Größendimensionen der Gestalten vorn und im Hintergrund, der manches Mal abrupte Wechsel von der Auf- zur Untersicht, die überschnell in die Tiefe fluch
tende Straße und die aggressiv-spitzen Winkel, die z.B. hier und an den Ecken des Bahnhofsgebäudes mit der auf die Endlichkeit des Lebens verweisenden Uhr auftreten.
»Wie die Kokotten, die ich malte, ist man jetzt selbst. Hingewischt, beim nächsten Male weg. Trotzdem versuche ich immer noch Ordnung in meine Gedanken zu bringen und aus dem Verworrenen ein Bild der Zeit zu schaffen, was ja meine Aufgabe ist.« So Kirchner im März 1916, nachdem er im Krieg körperlich und seelisch zusammengebrochen ist (s. Dube-Heynig 1961, S. 49). Seine »Frauen am Potsdamer Platz« sind neuzeitliche, prophetische Vanitas-Bilder.

Text: Alexander Dückers in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 443 f., Kat. VIII.8 (mit weiterer Literatur)

Material/Technik

Holzschnitt mit schwarzer Tusche überzeichnet

Maße

Plattenrand: 51 x 38 cm; Blattmaß: 57,0 x 42,0 cm

Links/Dokumente

Hergestellt Hergestellt
1914
Berlin
Druckplatte hergestellt Druckplatte hergestellt
1914
Ernst Ludwig Kirchner
1913 1916
Kupferstichkabinett

Objekt aus: Kupferstichkabinett

Das Kupferstichkabinett ist das Museum der Graphischen Künste bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Es bildet dort das Sammlungs-, Kompetenz- und...

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