Das kapitale, voll durchgeführte Blatt trägt - einzigartig im reichen zeichnerischen Œuvre Giulios - seine Signatur und wird als Modello oder Präsentierstück für einen noch nicht geklärten Zweck fungiert haben [...].
An antike Sarkophagreliefs, welche der bedeutendste Schüler von Raffael noch in Rom (bis 1524) ausgiebig studiert hatte, erinnert die dichte Schichtung der Figuren in einer schmalen Raumzone. Bestimmte Merkmale aber setzen die Ausmalung von Giulios manieristischem Hauptwerk, dem Palazzo del Te in Mantua, voraus (ab 1526/27). Dazu gehören die bis ins Groteske gesteigerten, ausdrucksstarken Physiognomien der Soldaten; dann die Spannung zwischen den auseinanderstiebenden Grabwächtern unten und den vom strahlenden Licht um das Haupt Christi angezogenen Engeln im oberen Drittel, also Zug- und Schubkräfte um die achsiale Stellung des Auferstehenden, die durch die diagonal entgegengesetzte Ausrichtung der dramatisch helldunkel modellierten Gruppe unten links und der leuchtenden, nach rechts ausflatternden Triumphfahne verstärkt werden. Es ist eine synthetische, theatralische Bildregie, welche die Einzelkomponenten der Zeichnung verbindet. Dem entspricht das tonale Spektrum des Tuschpinsels, der von vagen, ganz in der Fläche gehaltenen Andeutungen bis hin zur plastischen Durchgestaltung unterschiedliche Akzente setzt [...].
Text: Hein-Th. Schulze Altcappenberg in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 263-264, Kat. V.23 (mit weiterer Literatur)
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