Wie [KdZ 12511] bezieht sich das Motiv der Zeichnung auf das Buch Genesis (21,14-19). Hagar und ihr Sohn Ismael wurden von Abraham verstoßen und irrten in der Wüste von Beerscheba umher. Sie drohten zu verdursten, Gott aber hörte das Wimmern des Knaben und sandte einen Engel, der den Weg zu einem Brunnen wies.
Eine ausgeführtere, farbig reichere Version des Themas befindet sich in der Suida Manning Collection, New York. Das Blatt stammt ebenfalls von Castiglione und wird von Ann Percy um 1655 datiert, ein Gemälde in Genua in die späten 1650er oder frühen 1660er Jahre (Percy [Giovanni Benedetto Castiglione. Master Draughtsman of the Italian Baroque, Philadelphia] 1971, Nr. 82, Abb. und S. 41 f., Fig. 28). Absehbar am leicht exaltierten Movimento der Figuren und der herben Gestaltungsweise des Vordergrunds mit kurzen, gebrochenen Pinselhieben und -haken gehört auch die Berliner Zeichnung nicht, wie Dreyer vermutete, in die mittlere, sondern in die späte Schaffenszeit des Künstlers.
Text: Hein-Th. Schulze Altcappenberg in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 284, Kat. V.45 (mit weiterer Literatur)
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