Im Mittleren Reich erweiterte sich das Repertoire der Ausstattung, die privaten Personen mit ins Grab gegeben wurde. Charakteristisch werden dreidimensionale Modelle unterschiedlichster Form. Zu den bekanntesten gehören die hölzernen Modellszenen, die dem täglichen Leben nachempfunden sind. Hier finden sich beispielsweise Nachbildungen von Getreidespeichern und Schlachthäusern, Bierbrauerszenen, Küchen, Webstuben sowie Feldarbeits- oder Tributszenen. Eine andere Gruppe solcher Modelle, die jedoch nicht das diesseitige, sondern das jenseitige Leben zum Thema haben, sind die in der Ägyptologie sogenannten „Seelenhäuschen“. Sie bestehen immer aus Ton, sind relativ grob gefertigt und kommen ebenfalls nur im Mittleren Reich vor. Ihre Verwendung beschränkt sich auf die Grabausstattung von Personen niedriger Gesellschaftsschichten. Standardisierte Formen können bei dieser Objektgruppe nicht erkannt werden. Es gibt keine einheitliche Produktion beispielsweise mithilfe von Modeln oder Ähnlichem, sodass es sich hier um einfache lokale Fertigungen ohne sonderlich großen Aufwand gehandelt hat. Solche „Seelenhäuschen“ stellen daher preisgünstige Alternativen zu einer Opfertafel bzw. einer Kultkapelle dar. Die Szenerie dieses Objekts besteht aus einer sitzenden Figur (des Verstorbenen) unter einem gewölbtem Dach, das sich, wie immer bei diesen Objekten, innerhalb eines umzäunten Areals im hinteren Bereich befindet und die Kultkapelle symbolisieren soll. Vor dem Häuschen liegen zahlreiche Opferspeisen bereit. Der Sinn dieser aus dem täglichen Leben abgeleiteten Darstellungen ist die kultische Gewährleistung dauerhafter und ununterbrochener Versorgung mit den entsprechenden Nahrungsmitteln im Jenseits. Diese modellierten Opfergaben wurden unter anderem durch Flüssigkeitsopfer „aktiviert“, die auf die Darstellungen gegossen wurden.
(J. Moje)
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