Fototafel: "Lappland": 7 Fotografien auf Karton kaschiert: Porträts von verschiedenen Samen.
Vermutlich sind die Fotografien zwischen 1875 und 1879 während der Aufenthalte einiger Samen im Rahmen der Völkerschauen in Berlin entstanden. Demnach könnte Rudolf Virchow der Hersteller und Carl Günther der Fotograf dieser Aufnahmen sein.
Körperfotografie war im 19. Jahrhundert stark mit Kontrolle und sozialer Disziplinierung verbunden. Sie diente dazu, die eigene Überlegenheit zu manifestieren und die moralische und politische Dominanz zu legitimieren. Das Verhältnis des Fotografen zu den abgebildeten Fremden war durch ein Ungleichgewicht gekennzeichnet. Auf ethnografischen und anthropoloischen Aufnahmen wurde den Fremden jegliche Individualität abgesprochen, sie waren für die Fotografen nur austauschbare Objekte zur Darstellung ihres Gesamttypus. Abgelichtet vor neutralem Hintergrund, war die kulturelle Zugehörigkeit der Abgebildeten auf Gesicht und Körper reduziert. Eine stereotype Beschriftung wie "Lappe" verdeutlicht das nochmal zusätzlich. Körperhaltung und Mimik der Fotografierten zeigen, dass ein verschlossenes Gesicht und starre ausdruckslose halbgeöffnete Augen als maximaler Schutz in dieser, als unwürdig empfundenen Situation erachten worden sind (Weißmann 2010).
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