Bereits seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen Einzelstücke zyprischer Provenienz aus dem Kunsthandel oder durch Schenkungen in die Berliner Sammlung. Zu den frühen Erwerbungen zählt auch die weibliche Statuette, die durch Ludwig Ross, der 1845 die Insel bereiste, nach Berlin gelangte.
Frontal aufgerichtet, mit geschlossenen Füssen auf einer Plinthe stehend, hält die Frau mit beiden Händen einen kleinen Ziegenbock an seinen Gliedmaßen vor ihrer Brust. Sie trägt ein langärmeliges, bis zu den Füßen reichendes und am Hals viereckig ausgeschnittenes Gewand. In Taillenhöhe ist es mit einem breiten Gürtel gebunden, den der darüber fallende Überschlag (Kolpos) verdeckt, so dass nur die beiden herunter hängenden Gürtelenden sichtbar sind. Rote Farbreste finden sich noch an der Borte am Halsausschnitt, am rechten Ärmelende und an den beiden, von ihm herabfallenden Bändern. Rechts und links des Kopfes fällt je ein breiter Zopf auf die Schultern herab, die anderen Haare sind als geschlossene Masse nach hinten gekämmt. Für die Gestaltung des strengen, fast schon abweisenden Gesichtes hat man stilistische Beziehungen zum anatolisch-ionischen Kunstkreis in Erwägung gezogen.
Im Gegensatz zu vielen anderen weiblichen Figuren mit reichem Schmuck trägt sie nur eine Halskette aus Perlen mit einem länglichen Anhänger. Die Sonderform des gegürteten Gewandes mit Kolpos wird auch als „Cypriote Costume“ bezeichnet. Bei der speziellen Art der Bekleidung der Statuette könnte es sich um ein kultisches Gewand handeln. Durch den Ziegenbock ist die weibliche Figur als Opfernde charakterisiert, die damit ihre Frömmigkeit beweisen und sich die Gunst der Gottheit auch in Zukunft erhalten will.
Die Antikensammlung. Altes Museum, Neues Museum, Pergamonmuseum 4. Aufl. (2012) S. 289 Nr. 166 (S. Brehme).
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